Wien - Das Österreich-Komitee von ICOMOS (International Council on Monuments and Sites) hat eine neue Führungsspitze: Bei der Jahresversammlung am Mittwoch wurde der Oberösterreichische Landeskonservator Univ.-Prof. Wilfried Lipp zum Vorsitzenden und Inge Podbrecky zur Generalsekretärin des österreichischen Nationalkomitees gewählt, teilte das Bundesdenkmalamt (BDA) am Freitag in einer Aussendung mit. Lipp löst damit Ernst Bacher, BDA-Generalkonservator, an der Spitze von ICOMOS-Österreich ab.

Durch diese Wahl wird mit der Tradition gebrochen, dass der ICOMOS-Vorsitz in Personalunion mit dem Generalkonservator wahrgenommen werde, erklärte Lipp auf Anfrage der APA. Er begründet dies einerseits mit einem Demokratisierungsprozess, andererseits mit "handfesten sachlichen Argumenten". Denn das österreichische Denkmalschutzgesetz, in dessen Rahmen der Generalkonservator agiere, decke nur einen Teil jener Aufgaben ab, die sich im viel größeren Feld der Bewahrung des kulturellen Erbes stellen würden. Als Beispiel nannte Lipp das umstrittene Projekt Wien-Mitte, das nicht unter das Denkmalschutzgesetz falle und dennoch das kulturelle Erbe betreffe.

Lipp wurde für eine Amtszeit von drei Jahren gewählt. ICOMOS fungiert als Berater und Begutachter für das UNESCO-Weltkulturerbe-Komitee. Der Rat bietet ein unabhängiges Forum für Fachleute aus dem Bereich des Denkmalschutzes und ist mit rund 6.000 Mitgliedern, die in mehr als 110 Ländern in Nationalkomitees und in siebzehn internationalen wissenschaftlichen Komitees organisiert sind, weltweit präsent. Der Sitz des Internationalen Sekretariats ist Paris. Als nichtstaatliche Organisation kann ICOMOS über das bedrohte historische Erbe ohne politische Rücksichtnahme informieren und auf die Gefährdung von Denkmälern, archäologischen Stätten, Ensembles und Kulturlandschaften aufmerksam machen. (APA)