Klagenfurt - "In der Strafkolonie", die Kammeroper von Philip Glass nach der Erzählung von Franz Kafka wird im Juli 2003 in einer europäischen Erstaufführung des "klagenfurter ensemble" (k.e.) in der Kärntner Landeshauptstadt zu sehen sein. Das gab k.e.-Leiter Gerhard Lehner am Freitag bei der Präsentation des Spielplans für die kommende Saison bekannt. Die Glass-Oper wurde vor zwei Jahren in Seattle uraufgeführt. Die Klagenfurter Theatergruppe plant für 2003 insgesamt vier Produktionen.

Fast schon Lo-Fi

Der 65-jährige Philip Glass instrumentierte seine Kafka-Oper mit einem Streichquartett, "deshalb kann eine kleine Truppe wie wir es sind diese Oper auch spielen", sagte Lehner bei einem Pressegespräch in Klagenfurt. Die stark von barocken und Schubert'schen Klängen beeinflusste Musik sei auch ein "angenehmes Hörerlebnis", das in Klagenfurt vom Moskauer Nationalquartett unter der Leitung von Elena Denisova realisiert wird. Regie führt Michael Schilhan, der die Kafka-Erzählung schon im Jahre 1995 für das k.e. inszeniert hatte. Lehner zeigte sich äußerst erfreut darüber, dass es ihm gelungen sei, die Rechte für die europäische Erstaufführung zu erhalten, noch dazu um "erstaunlich wenig Geld". Glass habe lediglich 2.000 Dollar (1.947 Euro) verlangt.

Die Spielsaison für das "klagenfurter ensemble" beginnt Ende Februar mit "Klamms Krieg" von Kai Hensel, das kürzlich mit dem deutschen Jugendtheaterpreis ausgezeichnet worden war. Alexander Mitterer führt Regie, die Figur des Klamm, ein psychopathisch veranlagter Lehrer, spielt Maximilan Achatz. "Wir wollen das Stück in einer Schule aufführen, dort passt dieser beklemmende Monolog perfekt hin", kündigte Lehner an. Das Ensemble will mit dem Stück auch auf Tournee gehen, die Spielorte sind aber noch nicht fixiert.

Weitere Stücke

Im Mai steht ein Stück des Villacher Autos Robert Woelfl auf dem Programm. "Kommunikation der Schweine", das erstmals in Österreich aufgeführt wird, wird von Bernd Liepold-Mosser und Ute Liepold inszeniert, das Drama handelt von einem Ehepaar, das in einer selbst konstruierten Scheinwelt lebt, in der jeder Außenstehender als unerträgliche Störung empfunden wird, die es auszumerzen gilt. "Ich glaube, dass es ein hervorragendes Stück ist, das in Deutschland bereits sehr großen Erfolg hatte", sagte Lehner.

Mit "Senso", einem Theaterstück von Andreas Staudinger und Fabrizio Crisafulli, steht im November noch eine vierte Produktion auf dem Spielplan des k.e., es handelt sich dabei um den österreichischen Beitrag zu einem EU-Straßentheaterprojekt, an dem Theatergruppen aus Rom, Barcelona, Bremen und Oslo teilnehmen werden. Das Budget des Ensembles für das kommende Jahr ist noch nicht wirklich gesichert. Lehner: "Es stehen die Subventionszusagen noch aus, wie jedes Jahr." Das heurige Jahr wurde, bei einem Budget von etwa 360.000 Euro, "in etwa ausgeglichen" abgeschlossen.(APA)