Wien - Am Samstagvormittag ist nicht nur ein G’riss um die Parkplätze beim Hofer. Wer unter der Woche keine Zeit hat, hofft am Samstag noch eines der Sonderangebote, die jeweils montags oder donnerstags per Inserat oder Flugblatt angekündigt werden, zu ergattern.

Und wenn es Stretchjeans um 13,99 Euro gibt, dann langen auch die Damen, die sonst an Designerkleidung gewöhnt sind, kräftig zu. Sollten die Hosen nicht passen, ist das kein Problem: entweder Umtausch oder Geld zurück.

Hofer-Kassiererinnen verhandeln nicht mit dem Kunden

Die Hofer-Kassiererinnen verhandeln nicht mit dem Kunden. Für Gutschriften wäre der Aufwand viel zu groß. Und die Kunden fühlen sich nicht geneppt, steht ja nirgends drauf, dass die Hose vom Hofer ist. Diese Geld-zurück-Politik kommt an, das ist auch ein wesentlicher Grund, warum man gern zum Hofer geht.

Rosen um 2,99 Euro gibt’s sonst nirgends

Was die Kunden in der vor einem Jahr eröffneten Filiale in Wien-Auhof offenbar wirklich schätzen, sind fernab der billigen Lebensmittel die Blumen. Nirgendwo sonst gibt es einen Bund mit etwa 20 langstieligen Rosen samt Blumennahrung um 2,99 Eu 3. Spalte ro. Die stehen zwar dicht gedrängt in Kübeln mit wenig Wasser. Aber zu Hause in der Vase entfalten sie sich gottvoll. Im Sommer sind die Rosensträuße immer am schnellsten weg. Jetzt, im Winter, hat man oft auch um elf Uhr noch Chancen, einen Strauß zu bekommen.

Um auch der kaufkräftigen Kundschaft Schmankerln zu bieten, gibt es seit kurzem französischen Champagner um 10,99 Euro oder einen Ba_rolo von 1998 um 11,99 Euro. Offenbar ist die Nachfrage da, denn der Schampus war nach wenigen Tagen aus. Und der Barolo ist anderswo nicht unter 25 Euro die Flasche zu bekommen. Außer beim Spar, der diese Aktion nachzog.

Hofer wurde vor 20 Jahren vom führenden deutschen Diskonter Aldi übernommen. Eigentümer von Aldi sind die beiden Brüder Theo und Karl Albrecht, die sich den Markt 4. Spalte in Aldi Nord und Aldi Süd aufteilen. Zu Letzteren gehört auch Hofer. Der Konzern ist insofern ein Phänomen, als Kontakte zur Presse nicht erlaubt sind. Hofer "informiert" lediglich zweimal in der Woche. Zum Sortiment gehören 600 Artikel, hauptsächlich in Kartons angeboten, das spart Kosten für den Warenumlauf, der damit so gering wie möglich gehalten wird. Obst, Brot und Frischwaren werden täglich angeliefert.

Wöchentliche Aktionen

Seit 1998 gibt es auch Tiefkühlprodukte. Zu den wöchentlichen wechselnden Aktionen zählen 15 bis 20 Artikel hauptsächlich aus dem Non-<> Food-Bereich. Computer und Zubehör gehen dabei immer besonders rasch weg. Auch Bekleidung, Wasch- und Trockenmaschinen, Gefrierschränke oder Fernseher stehen nicht lang in den Filialen.

Einzigartig ist die Geschwindigkeit

Einzigartig ist die Geschwindigkeit, mit der die Kassiererinnen die Waren vom Band über die Scanner- Kassen schieben und in einem atemberaubenden Tempo das Retourgeld in der Hand halten. Vor nicht allzu langer Zeit, als es noch keine Scanner-Kassen ga, mussten die Kassiererinnen noch alle Preise auswendig wissen.

Und wenn’s ums Zahlen geht, ist nur Bares Wahres. Hofer akzeptiert weder Bankomat- noch Kreditkarten. Im Unterschied zu seinem Konkurrenten Lidl, der auch Plastikggeld annimmt.

Verglichen mit anderen Angestellten im Lebensmittelhandel verdienen die durchwegs weiblichen Verkaufsmitarbeiter beim Hofer überdurchschnittlich: Mindestens 1187,50 Euro brutto für 22 Wochenstunden, das ergibt einen Stundenlohn von 12,50 Euro brutto. (Claudia Ruff, DER STANDARD Printausgabe 21.12.2002)