Innsbruck - Alle 44 wohnungslosen Flüchtlinge, die bis Freitag durch die Aktion "Herbergssuche" in der Innsbrucker Jesuitenkirche und der nahen Umgebung kurzfristig ein Obdach fanden, werden nun doch in die Landesbetreuung übernommen. "Das muss zu machen sein, wir werden alle unterbringen", sagte Soziallandesrätin Christa Gangl (SP). Noch vor einer Woche hatte Flüchtlingskoordinator Peter Logar von "Aktionismus" gesprochen und gemeint, es gebe "keine obdachlosen Flüchtlinge in Tirol".

Die Initiatoren der "Herbergssuche" - arge schubhaft, Dowas, helping hands und Pax Christi - zeigten sich über Gangls Zusage "sehr erfreut. Die Vermutung, wegen des Quartiers würde jemand eigens anreisen, war haltlos". Viele hätten zuvor am Bahnhof übernachtet, neun waren aus der Schubhaft entlassen worden, auch das Bundesasylamt und die Gendarmerie hatten Flüchtlinge direkt an das Notquartier vermittelt.

Helping hands hatte durch die Rechtsberatung bei der Jesuitenkirche erfahren, dass bei den meisten die Asylverfahren eingestellt worden waren, weil die Schriftstücke nicht zugestellt werden konnten. "Wir werden uns um Wiederaufnahme bemühen", so Ruth Baumgartner.

Die Unterstützung sei zahlreich gewesen: Esstische, Gratis-Pizzen, Freikarten für Kino, Alpenzoo, Hallenbad. Die Sowi-Fakultät hatte ihre Duschen zur Verfügung gestellt, da die Duschen im Akademischen Gymnasium nach dem Protest des Sozialamtsleiters und Obmann des Elternvereins, Peter Brühwasser, nicht verfügbar waren. Gut 50 Lehrer, Schüler und Eltern hatten Brühwassers Vorgehen scharf kritisiert.

Ein Teil des Erlöses des Tiroler Integrationsballs soll diesmal den Initiatoren der "Herbergssuche" zukommen. Zu dem von Ausländerberatung und Initiative Minderheiten organisierten Ball am 11. Jänner werden wieder rund 3000 Besucher erwartet. (bs, DER STANDARD Printausgabe 21/22.12.2002)