Buenos Aires - Bei den Massenprotesten in der argentinischen Hauptstadt gegen die Wirtschaftspolitik der Regierung sind die befürchteten Ausschreitungen zunächst ausgeblieben: Zehntausende Menschen gingen am Freitagabend in Buenos Aires auf die Straße, ohne dass es zu nennenswerten Zwischenfällen kam, wie die Polizei mitteilte. Wegen ideologischer Differenzen zogen die vier am Montag in der Provinz aufgebrochenen Demonstrationszüge nacheinander vor den Regierungssitz an der Plaza de Mayo. Die radikalsten Bewegungen erreichten den Platz gegen 18.00 Uhr Ortszeit (22.00 Uhr MEZ). Nach Angaben eines AFP-Reporters versammelten sich rund 30.000 Menschen, die Veranstalter sprachen von 100.000 Demonstranten.

Auch in anderen Städten gingen tausende Piqueteros auf die Straße, die zugleich an den Sturz des damaligen Staatspräsidenten Fernando de la Rua erinnerten. In der nördlichen Stadt Jujuy protestierten rund 7.000 Menschen, in der Küstenstadt Mar del Plata waren es 2000. Vor genau einem Jahr hatte de la Rua angesichts anhaltender Demonstrationen an Bord eines Hubschraubers das Weite gesucht. Damals waren die Proteste in gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten umgeschlagen. 30 Menschen wurden getötet.

Piqueteros

In diesem Jahr zogen die so genannten Piqueteros, arbeitslose Straßenblockierer, unmaskiert und ohne ihre Stöcke durch die Straßen. Sie hatten bereits angekündigt, dass es von ihnen aus keine Plünderungen geben werde. Viele der Ladenbesitzer in Buenos Aires hatten sich dennoch zur Sicherheit bewaffnet. Ein Rekordaufgebot von etwa 12.000 Polizisten und Gendarmen war im Einsatz und schützte insbesondere öffentliche Gebäude und Banken.

Argentinien kämpft unter seinem derzeitigen Präsidenten Eduardo Duhalde mit einer der schwersten Wirtschaftskrisen seiner Geschichte. Das südamerikanische Land steckt schon seit vier Jahren in der Rezession, die Lage hatte sich in den vergangenen Monaten aber nochmals deutlich verschärft. (APA/AFP)