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Gerhard Berger grübelt.

Foto: APA/ Guenter

München - Er ist seit über 20 Jahren im Motorsport, er gilt als "Architekt" des Formel-1-Engagements von BMW. Aber jetzt ist Gerhard Berger ins Grübeln gekommen. Nach einem hektischen Leben, das Ralf Schumachers Chef größtenteils an Rennstrecken oder im Flugzeug verbracht hat, denkt der Motorsportdirektor des Münchner Automobilkonzerns über Veränderungen nach. Sein Fünfjahresvertrag mit BMW läuft zur Jahresmitte 2003 aus.

Nachdenkpause

Eine Entscheidung über seine Zukunft soll möglichst bald fallen. Der populäre Tiroler, der vor kurzem seine Mutter Olga verloren hat und um die Zukunft der finanziell angeschlagenen Transportfirma Berger (sie wurden von seinen Eltern aufgebaut) bangen muss, scheint hin- und hergerissen wie selten zuvor. "Die Entscheidung ist für mich nicht einfach", meinte er. "Ich möchte mir über Weihnachten ein bisschen Zeit geben und einfach mal in Ruhe nachdenken."

Leben aus dem Koffer

Seit 1980 ist Gerhard Berger im Motorsport, seit 1984 fester Bestandteil der Formel-1-Szene. Doch mit 43 Jahren überlegt er, "ob man versucht, einen Schritt zurück zu machen, und vielleicht das Leben ein bisschen ausbalanciert". Er wünscht sich mehr Freizeit, möchte sich mehr um seine Familie kümmern. Immer nur "rein ins Flugzeug, raus aus dem Flieger, einchecken, auschecken", mag der Österreicher, der zwischen seinem Wohnsitz Monaco, dem BMW-Standort München und den Strecken pendelt, inzwischen nicht mehr.

Seit 1998 bei BMW

Aber so richtig lässt ihn das Rennfieber nicht los. "Es gibt Tage, an denen ich morgens aufstehe und sage: Nein, ich kann nicht ohne Rennsport sein. Und wenn ich Rennsport mache, dann mache ich es 120 Prozent und nicht irgendwie halb." 1998 hatte Berger den Posten bei BMW übernommen und sich auf ganz neue Aufgaben eingestellt. Der Ex-Pilot managte erstmals nicht nur sich, sondern viele Mitarbeiter innerhalb eines Konzerns. Mit Hilfe seiner Formel-1-Kontakte baute er die Strukturen auf, die für die Rückkehr der Münchner nötig waren.

Symbiose mit Mario Theissen

Berger bildet zusammen mit dem promovierten Ingenieur Mario Theissen eine der erfolgreichsten Doppel-Spitzen der Formel 1. BMW war gleich im Debütjahr 2000 ein verlässlicher Partner für Williams. Der Motor der Münchner gilt als das stärkste Triebwerk, in der vergangenen Saison war BMW-Williams Zweiter der Konstrukteurswertung hinter Ferrari. Die beiden BMW-Chefs haben völlig entgegengesetzte Stärken. Berger brachte die Formel-1-Erfahrung mit, Theissen ist für die Technik verantwortlich. "Wir ergänzen uns perfekt. Mario macht den Tagdienst, ich kümmere mich ums Nachtleben", witzelte Berger einmal. "Wir haben eine extrem erfolgreiche Zeit hinter uns - immer in einer guten Atmosphäre", bilanziert er heute.

Anderer Arbeitgeber unvorstellbar

Der zehnmalige Grand-Prix-Sieger, der 210 Rennen bestritt, kennt die Formel 1 wie kaum ein Zweiter. Er fuhr für Ferrari, McLaren und Benetton, doch immer hatte er eine besondere Beziehung zu BMW. Mit den Münchnern gelang ihm 1984 der Einstieg in die "Königsklasse" und 1986 der erste Sieg. Ob Berger wieder langfristig unterschreibt, hängt auch von der weiteren Unternehmens-Planung ab. Bis Saisonbeginn soll entschieden werden, wie die Formel-1-Zukunft der Münchner nach dem Auslaufen des Kontrakts mit Williams 2004 aussieht. "Das spielt eine Rolle, aber nicht die entscheidende", sagt Berger, der sich trotz der Grübelei keinen anderen Arbeitgeber vorstellen kann: "Wenn ich weiter Motorsport mache, wäre es mein Wunsch, wieder mit BMW zu arbeiten, weil wir uns hervorragend verstehen."(APA/dpa)