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Israelische Spezialeinheiten trainieren für einen Rettungseinsatz nach einem Raketenangriff

Foto: reuters/Elias

Tel Aviv/Moskau - Im Falle eines Irak-Kriegs besteht nach Einschätzung des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Sharon die Gefahr eines irakischen Raketenangriffs auf Israel. Zugleich betonte Sharon aber am Montag bei einer Zivilschutzübung, die Bürger müssten sich keine Sorgen machen. "Wenn Israel angegriffen werden sollte, wird es sich zu verteidigen wissen". Außenminister Benjamin Netanyahu versicherte während eines Moskau- Besuchs, Israel werde an seinem Friedenskurs in Nahost festhalten. Sein russischer Amtskollege Igor Iwanow kündigte an, dass das "Quartett" der Friedensvermittler - USA, Russland, EU und UNO - Anfang Februar einen "Streckenplan" für eine Friedenslösung aufstellen wollen.

Die israelische Zeitung "Maariv" berichtete am Montag, die israelische Armee habe bereits Ziele für den Fall eines Vergeltungsangriffs gegen den Irak festgelegt. Generalstabschef Moshe Yaalon soll danach die Streitkräfte angewiesen haben, sämtliche Planungen für die Zivil- und die militärische Verteidigung des Landes bis zum Jahresende abzuschließen.

Die israelische Regierung und die Armeeführung haben mehrfach deutlich gemacht, dass sie nur im Falle eines irakischen Angriffs mit Massenvernichtungswaffen einen Gegenschlag gegen Bagdad planen. Verteidigungsminister Shaul Mofaz betonte nach Gesprächen in Washington, selbst in diesem Falle gebe es "nicht zwangsläufig einen automatischen Vergeltungsschlag". Israelische Experten gehen von einem Angriff der USA auf den Irak nicht vor Anfang Februar aus. Israelische Zeitungen veröffentlichten allerdings am Montag schon Anweisungen an die Bevölkerung im Fall eines Raketenangriffs. Nach diesen Berichten will das Gesundheitsministerium innerhalb kürzester Zeit entscheiden, ob die gesamte Bevölkerung gegen Pocken geimpft werden soll. Eine solche Impfaktion könnte innerhalb von einer Woche abgeschlossen werden. Bisher sind etwa 15 000 Mitarbeiter des israelischen Gesundheitssystems gegen die lebensgefährliche Infektionskrankheit geimpft worden.

Laut "Maariv"-Bericht dürfte Israel für Vergeltungsschläge gegen Bagdad Kampfflugzeuge vom Typ F-15 einsetzen, die in den USA speziell für Israel modifiziert wurden. Sie sollen in der Lage sein, mit einer schweren Bombenlast bis in den Irak zu fliegen, ohne dass ein Auftankmanöver nötig wäre. Die israelische Luftwaffe hatte bereits 1981 den im Bau befindlichen irakischen Atomreaktor Osirak mit Kampfflugzeugen zerstört. Israel verfügt nach unbestätigten Berichten auch über zahlreiche Mittelstreckenraketen, die vermutlich auch mit atomaren Sprengköpfen bestückt werden könnten.

Netanyahu sagte am Montag nach einem Treffen mit dem russischen Außenminister Iwanow, Israel sei vollkommen auf eine Friedenslösung in der Nahost-Region orientiert. Dabei sei auch unwichtig, wer die Palästinenser anführe, wurde Netanyahu von der Agentur Interfax zitiert. Zu Beginn seines Besuchs gedachte Netanyahu der Opfer des Geiseldramas im Musical-Theater "Nord-Ost". Russland wie Israel "werden von den Schlägen des Terrors getroffen, aber sie kämpfen tapfer mit ihm und werden nicht einlenken", sagte Netanyahu. Tschetschenische Rebellen hatten Ende Oktober in dem Theater etwa 800 Menschen als Geiseln genommen.

Iwanow hatte am Sonntag erklärt, ein Militäreinsatz gegen den Irak wäre gegen "die nationalen Interessen Russlands" gerichtet. Die "wichtigste Frage" sei jetzt, dass der Irak über keine Massenvernichtungswaffen verfüge; "alle anderen Ziele widersprechen unseren eigenen Interessen", bemerkte Iwanow, der sich damit auf einen mit militärischen Mitteln erzwungenen Regimewechsel in Bagdad bezog, im Moskauer Fernsehen. (APA/dpa)