Nairobi - Kibaki, der 71-jährige Kandidat der oppositionellen Nationalen Regenbogenkoalition (Narc), ist eindeutiger Sieger der Präsidenten- und Parlamentswahl vom vergangenen Freitag. Erstmals seit der Unabhängigkeit des Landes 1963 wird Kenia fortan nicht mehr von der Partei Kenias Afrikanische Nationalunion (Kanu) regiert. Der Leiter der Wahlbeobachter der EU, Anders Wijkman, lobte die Wahl als beispielhaft für die Region.
"Diese Wahlen markieren einen wichtigen Schritt im Demokratisierungsprozess für Kenia", sagte Wijkman. "Abgesehen von vereinzelten Vorfällen von Gewalt und organisatorischen Unzulänglichkeiten, ist der Gesamtverlauf dieser Abstimmung ein Beispiel für andere Länder." Wijkman stellte auch eine zügige Wiederaufnahme der Wirtschaftshilfe für das ostafrikanische Land in Aussicht. Wegen mangelnder Reformen und ausufernder Korruption hatten der Internationale Währungsfonds und die Weltbank vor fünf Jahren eine Kreditsperre gegen Präsident arap Moi verhängt.
"Wir werden jetzt alles daransetzen, um dieses Land aufzubauen und es zu der großen Nation machen, die es einmal war", sagte der führende Oppositionspolitiker Raila Odinga nach dem Erdrutschsieg, "das kenianische Volk hat jetzt gesprochen. Es ist eine große Freude, das überwältigende Vertrauen in den künftigen Präsidenten Mwai Kibaki und die Narc anzunehmen."
"Das ist Demokratie"
Am Vortag hatte arap Moi die Armee des Landes aufgefordert, den Nachfolger zu respektieren. "Das ist Demokratie", erklärte der 78-Jährige am Rande einer Verabschiedungszeremonie. Moi durfte verfassungsgemäß nach zwei Regierungsperioden nicht mehr für das Präsidentenamt kandidieren. Am 5. Jänner wird er sein Amt verlassen. Bei der Abstimmung am Freitag hatten nach Schätzungen von Beobachtern weit über zwei Drittel der 10,4 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Die Wahlbeteiligung war die höchste in Kenia seit Einführung der Mehrparteienwahl vor zehn Jahren.
Kibaki tritt am Montag sein Amt an. Die Vereidigungszeremonie soll nach offiziellen Angaben um 09.00 Uhr (07.00 Uhr MEZ) beginnen. Nach Auszählung von rund vier Fünfteln der Stimmen lag der Kandidat der oppositionellen Regenbogenkoalition nach offiziellen Angaben bei 70 Prozent, der Regierungskandidat Uhuru Kenyatta kam auf 24 Prozent. Kenyatta hat seine Niederlage bereits eingestanden. Mit dem Amtsantritt Kibakis vollzieht Kenia den ersten friedlichen Machtwechsel seit der Unabhängigkeit vor 40 Jahren. Der erst dritte Präsident des ostafrikanischen Landes tritt die Nachfolge des 78-jährigen Daniel arap Moi an, der 24 Jahre lang an der Staatsspitze stand.
Der 71-jährige Wirtschaftsfachmann Mwai Kibaki gilt als einer der erfahrensten Politiker des ostafrikanischen Landes, dessen Politik er seit der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1963 mitprägt. Der langjährige Vizepräsident und Finanzminister ist zwar einer der ältesten Parlamentarier, doch gerade seine jungen Anhänger erhoffen sich von dem studierten Ökonomen den Aufschwung für ihre Generation.
Seinen stärksten Rivalen, den unterlegenen Wunschkandidaten von Daniel arap Moi, Uhuru Kenyatta (41), Sohn des ersten Präsidenten nach dem Ende der britischen Kolonialherrschaft Jomo Kenyatta, kannte Kibaki, selbst Vater von vier Kindern, schon als Kleinkind. (red, dpa, AP, Reuters/DER STANDARD, Printausgabe, 30.12.2002/APA)