Moskau - Der russische Literatur-Nobelpreisträger Alexander Solschenizyn (84) hat den zweiten Band seiner umstrittenen Geschichte der Juden in Russland "Zweihundert Jahre gemeinsam" fertig gestellt. "Die Wahrheit über unsere gemeinsame Vergangenheit ist für Juden wie für Russen moralisch wichtig", betonte der Schriftsteller in einem Gespräch mit der Wochenzeitung "Moskowskije Nowosti" vom Dienstag wenige Tage vor der Veröffentlichung des Buches. Beide Völker müssten aus dem "Ring gegenseitiger Vorwürfe" ausbrechen.

In dem zweiten Band über die Jahre 1917 bis 1975 gehe es auch um die Rolle der Juden in der kommunistischen Revolution und der Führung der Sowjetunion, sagte Solschenizyn. Die Kritik, er verurteile dabei ein ganzes Volk, wies er zurück. "Ich urteile nicht über ein ganzes Volk, sondern unterscheide immer zwischen den einzelnen Schichten der Juden."

Der erste Band von "Zweihundert Jahre gemeinsam", der in Russland 2001 und in Deutschland in diesem Jahr (Herbig Verlag, München) erschien, behandelt die Jahre 1795 bis 1916. Kritiker in Russland wie im Ausland warfen dem nationalkonservativen Schriftsteller vor, er habe in dem Buch den russischen Antisemitismus verharmlost. (APA/dpa)