München/Wien - Der Euro ist ein Kriegsgewinnler: Die Angst vor einem Krieg mit dem Irak hat den Dollar am Freitag erneut nach unten gedrückt, der Euro stieg dagegen zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren über 1,04 Dollar gestiegen. Gegen Abend kostete die europäische Gemeinschaftswährung 1,0407 Dollar. Seit Anfang November 1999 war der Euro nicht mehr so viel wert. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0376 (Montag: 1,0282) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9638 (0,9726) Euro.

Nach Angaben von Experten wird die Gemeinschaftswährung 2003 weiter an Stärke gewinnen. Volkswirte verschiedener großer Finanzinstitute rechnen mit Wechselkursen zwischen 1,05 und 1,10 Dollar. Die Wirtschaftsfachleute begründeten ihre Einschätzung mehrheitlich weniger mit der Stärke der europäischen Wirtschaft als vielmehr mit der Schwäche des US-Dollar.

Joachim Fels von Morgan Stanley sieht den Euro Ende kommenden Jahres bei 1,08 Dollar, wäre aber über einen Kurs von deutlich über 1,10 Dollar nicht verwundert. Auch Thomas Mayer von der Deutschen Bank rechnet mit 1,08 Dollar und einer Aufwertung auch gegenüber anderen Währungen. Dies sei aber nicht auf die Attraktivität des Euro, sondern die mangelnde Attraktivität anderer Währungen zurückzuführen. Michael Heise von der Allianz-Dresdner-Gruppe sieht dagegen den Euro weniger stark - und nur in der Nähe der Dollar-Parität. Seiner Ansicht nach halten sich die Belastungen im Euroraum - wie mangelnde Strukturreformen und Budgetdefizite - mit der schwachen US-Leistungsbilanz die Waage.

Gewinne auch gegenüber dem Yen

Auch gegenüber dem japanischen Yen sollte der Euro im kommenden Jahr an Stärke gewinnen. Analysten der Raiffeisen Zentralbank (RZB) weisen darauf hin, dass die japanische Währung in den beiden vergangenen Jahren kräftig verloren hat und von 90 Yen je Euro auf 124 Yen gefallen ist. Die Abschwächung sollte sich 2003 auf 130 Yen pro Euro fortsetzen, wobei die Entwicklung starken Schwankungen unterliegen würde.

Dem Schweizer Franken billigen RZB-Analysten im ersten Quartal eine Stärkung gegenüber dem Euro zu. Sie gehen dabei von einem kurzen und erfolgreichen Krieg gegen den Irak aus, der den Frankenkurs nach oben treiben sollte. Allerdings nur geringfügig, weil die Notenbank auf der Bremse stehen wird.

In der Folge sollten sich die internationalen Spannungen auflösen und die Konjunktur in Europa aufhellen, was dem Euro Auftrieb verschaffen könnte. Er sollte von derzeit 1,46 über 1,45 Franken im ersten Quartal 2003 im zweiten Quartal auf 1,48 und im dritten auf 1,50 Franken klettern. (APA,red)