In Großbritannien sind die Schattenseiten der Öffnung schon deutlich sichtbar. Außer Ersatzinvestitionen wird fast gar kein Geld mehr ausgegeben, Überkapazitäten und Wettbewerb haben die Strompreise in den Keller getrieben. Die Produktionskapazität liegt rund ein Viertel über der Menge, die bei außerordentlich schlechten Winterbedingungen verbraucht wird. Hart getroffen von der Krise wurde der privatisierte Kernkraftkonzern British Energy. Der Konzern konnte den Crash nur dank Staatshilfen von 899 Mio. Pfund (1,39 Mrd. Euro) abwenden. Bereits 2001 musste der privatisierte Schienennetzbetreiber Railtrack mit Staatshilfen gerettet werden.

Eine weitere britische Lektion dürften auch die Befürworter eines Laissez-faire gelernt haben: Die Liberalisierung kommt nicht umsonst. Schließlich müssen die Kunden auch die Kosten des Regulators tragen. Allerdings ist die österreichische e-control im Europa-Vergleich personell recht brustschwach. Gerade in Großbritannien hat sich die Aufsichtsbehörde fast zu ministerieller Größe gemausert, weil ohne strenge Missbrauchsaufsicht der freie Markt nur teilweise funktioniert. Das geht auf der Insel so weit, dass Versorger zu empfindlichen Geldstrafen vergattert wurden, weil sie Kunden nach Stromausfällen bis zu 24 Stunden auf Reparatur warten ließen oder falsche Abrechnung verschickt haben.

In Deutschland zeigt sich, dass es ohne Regulator nicht geht: Auf dem Papier ist der Markt zu 100 Prozent offen, aber weil die Durchleitung der Vereinbarung der Versorger unterliegt, funktioniert der Wettbewerb im besten Fall schaumgebremst. (DER STANDARD, Printausgabe 27.12.2002)