Caracas - Angesichts der sich zuspitzenden Krise zwischen Opposition und Regierung in Venezuela haben die USA ihre Handels- und Agrarvertretung in der Hauptstadt Caracas geschlossen. Mit "Sorge" beobachte die US-Regierung die weitere Entwicklung der Lage in dem südamerikanischen Land, sagte US-Botschafter Charles Shapiro am Donnerstag nach einem Treffen mit dem venezolanischen Vize-Präsidenten Jose Vicente Rangel. Deshalb habe Washington beschlossen, die Zahl der Mitarbeiter der Botschaft und ihrer Außenstellen vorsorglich zu verringern.

Wie Shapiro weiter erklärte, hatte er den Vize-Präsidenten während ihrer Unterredung dazu aufgerufen, eine Lösung auf dem Verhandlungsweg zu finden. Er habe "Vertrauen" in die Fähigkeit der Venezolaner, die Krise politisch zu lösen, versicherte der Botschafter. Seit mehr als drei Wochen versucht die Opposition mit einem Generalstreik in der Ölindustrie, Präsident Hugo Chavez zum Rücktritt und zu Neuwahlen zu zwingen. Sie werfen dem linksgerichteten Staatschef vor, das Land langsam in Chaos und Ruin zu führen.

Die Lahmlegung der Erdölproduktion im viertgrößten Lieferantenland der USA hat unterdessen zu einem Rekordhoch der Ölpreise geführt. Der Terminkontrakt auf US-Öl stieg im New Yorker Handel am Donnerstag um 53 Cent auf 32,50 Dollar (31,6 Euro) je Barrel (1,59 hl) und erreichte damit den höchsten Stand seit Jänner 2001.

Nach Angaben der regierungsunabhängigen Menschenrechtsorganisation Cofavic führt die zunehmende Polarisierung auch zu einer Verrohung der politischen Sitten. Immer häufiger würden die Grundrechte verletzt, selbst die eklatantesten Vergehen wie wahllose Inhaftierungen und politische Morde blieben ungeahndet. Die politische Intoleranz verschaffe sich zunehmend Luft in Angriffen auf den Gegner und auf Journalisten, merkte die Gruppe an und mahnte, wieder zu Besonnenheit und Rechtsstaatlichkeit zurückzukehren. (APA/Reuters)