Paris - Die bei Paris festgenommenen vier mutmaßlichen Islamisten sollen einen Angriff auf die russische Botschaft in Paris geplant haben. Der Anschlag sollte ein Racheakt für die blutig beendete Geiselnahme in einem Theater in Moskau vom Oktober sein, berichtete der französische Fernsehsender LCI am Freitag unter Berufung auf Ermittler. Die vier Männer waren bereits am Dienstag in Romainville bei Paris gefasst worden, die Verhaftung wurde aber erst am Donnerstag bekannt.

In der Wohnung der Verdächtigen wurden elektronisches Zubehör und ein Mobiltelefon sichergestellt, das als Fernzünder hätte eingesetzt werden können. Sichergestellt wurde außerdem Material, das zum Bau von Sprengkörpern benutzt werden kann. Die Männer sollen nach Vermutungen der Behörden auch weitere Anschläge auf französischem Boden vorbereitet haben.

Die Festgenommenen sollen nach Erkenntnissen der Ermittler Kontakt zu einer anderen mutmaßlichen Islamistengruppe unterhalten haben, die möglicherweise einen Bombenanschlag in Paris geplant hatte. Die Polizei hatte diese drei Männer und eine Frau am 16. Dezember bei Paris festgenommen.

Die vier am Dienstag festgenommenen Männer stammen nach den ersten Erkenntnissen aus Algerien. Einer von ihnen soll der Bruder des französischen Staatsbürgers Mourad Ben Chelali sein, der zusammen mit Mitgliedern der afghanischen Taliban und des El-Kaida-Terrornetzwerkes auf dem US-Stützpunkt Guantanamo auf Kuba gefangen gehalten wird.

Nach den ersten Festnahmen Mitte Dezember war vor Weihnachten in Perpignan in Südfrankreich ein weiterer mutmaßlicher Islamist in Polizeigewahrsam genommen worden. Die Ermittlungen der Anti-Terror-Einheiten stehen im Zusammenhang mit mit der 2001 aufgelösten so genannten "Frankfurter Gruppe", die im Verdacht steht, damals einen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt und das Münster in Straßburg vorbereitet zu haben. Im Zuge erhöhter Sicherheit sind in Paris während des Jahresendes 5.500 Polizisten und Soldaten im Einsatz.

Moskau: Festnahmen bei Paris belegen tschetschenische Terrorkontakte

Die jüngsten Festnahmen mutmaßlicher Islamisten in Frankreich, die offenbar einen Anschlag auf die russische Botschaft in Paris planten, sind nach Moskauer Darstellung ein Beleg für die Verbindungen tschetschenischer Rebellen zum internationalen Terrorismus. Die Verhaftungen seien einmal mehr ein "direkter Beweis" dafür, dass die in Tschetschenien und Georgien "operierenden Banditen" mit internationalen Terroristen in Kontakt stünden, erklärte ein Sprecher des russischen Außenministeriums am Freitag in Moskau.

Es gebe Informationen, wonach zumindest einige der seit dem 16. Dezember unter Terror-Verdacht Festgenommenen ein "Training" in Afghanistan sowie im Pankisi-Tal in Georgien absolviert hätten.

Nach Angaben des französischen Innenministeriums wurde in den vergangenen Tagen ein Terror-Netzwerk zerschlagen, das Vergeltung für die blutige Geiselbefreiung in einem Moskauer Theater vor zwei Monaten üben wollte. Seit dem 16. Dezember seien neun Verdächtige festgenommen worden, die Verbindungen zu "hohen Verantwortlichen" der Terrororganisation El Kaida unterhielten.(APA/dpa)