Berlin/Köln - Die deutschen Unternehmen blicken laut einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) so pessimistisch in das neue Jahr wie schon lange nicht mehr. 18 von 44 befragten Wirtschaftsverbänden rechnen 2003 mit sinkenden Produktions- und Umsatzzahlen. 19 Verbände erwarten eine Stagnation. "Selten hat die Wirtschaft so pessimistisch ins neue Jahr geblickt wie diesmal", erklärte IW-Direktor Gerhard Fels.

Die Aussichten würden so ungünstig eingeschätzt wie zuletzt zu Beginn der Rezession 1992/93. Vor allem die "konjunkturschädlichen" Weichenstellungen der rot-grünen Bundesregierung sowie die "zu hohen" Abschlüsse der Lohnrunden 2002 hätten die Stimmung der Unternehmen auf den Nullpunkt gedrückt. Erst in der zweiten Jahreshälfte 2003 erwarte die Mehrheit der Branchen einen leichten Aufwärtstrend.

Stellenstreichungen

Kein einziger Wirtschaftszweig plant der Umfrage zufolge, 2003 sein Personal aufzustocken. Indes müssten voraussichtlich 38 Branchen weitere Stellen streichen. Dazu passen die Vorausmeldungen von Welt und Bild, die von der höchsten Dezember-Arbeitslosigkeit in Deutschland seit fünf Jahren berichten. Nach Einschätzung von Arbeitsmarktexperten dürften Ende des Monats 4,22 Millionen Deutsche ohne Job sein.

Die EU-Kommission geht einem Bericht des Handelsblattes zufolge davon aus, dass Deutschland sein prognostiziertes Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent im kommenden Jahr voraussichtlich nicht erreichen wird.

Intern prognostiziere die Kommission jetzt offenbar, dass die deutsche Wirtschaft 2003 nur noch um rund ein Prozent wachsen werde, nachdem sie zuletzt offiziell einen Zuwachs von 1,4 Prozent vorhergesagt habe. Brüssel erwarte, dass die Berli- ner Regierung ihre Prognose schon im kommenden Monat senke, wenn Ende Jänner der Jahreswirtschaftsbericht vorgelegt werde. (Reuters, vwd, DER STANDARD, Printausgabe 28.12.2002)