München - Neue Perspektiven für die Krebstherapie: Forscher des Max-Planck-Institutes für Biochemie in Martinsried bei München haben eine körpereigene Substanz entdeckt, die Krebszellen frühzeitig altern lässt. Dieser Stoff könnte Angaben der Max-Planck-Gesellschaft zufolge der Prototyp für eine neue Form von Tumortherapeutika sein, die im Gegensatz zur herkömmlichen Chemotherapie gesunde Zellen nicht schädigen würden.

Bisher werden durch gezielte Strahlenbehandlungen Tumorzellen angegriffen, um ihren programmierten Zelltod oder die vorzeitige Alterung auszulösen. Dabei werden jedoch auch gesunde Zellen geschädigt, was Haarausfall und Blutarmut verursachen kann. Die Max-Planck-Forscher untersuchten nun gezielt menschliche Bindegewebszellen, die nach 75 Zellteilungszyklen ohnehin zu altern begannen. Unter den dabei aktivierten Genen entdeckten sie auch solche, welche die Entstehung von Tumoren hemmen. Jene Gene, die die Zellteilung anregen, wurden nur noch vermindert gefunden.

Brust-, Dickdarm- und Hautkrebs betroffen

Den Wissenschaftern gelang es, eine Substanz zu gewinnen, welche die Alterung von Krebszellen vorzeitig auslösen kann. Nach ersten Tests der Arbeitsgruppe Molekulare Onkologie sind von dem LY83583 genannten Stoff nicht nur Brust- und Dickdarmkrebszellen, sondern auch jene des schwarzen Hautkrebses (malignes Melanom) betroffen.

Die Wissenschafter stießen bei ihren in der Zeitschrift "Journal of Clinical Investigation" veröffentlichten Forschungen auch auf das Gen p21, das sowohl bei der Gabe von Chemotherapeutika als auch durch LY83583 ausgelöst wird. P21 blockiert die Regulierung der Zellteilung. Ein wesentlicher Grund, warum zahlreiche Chemotherapien wirkungslos bleiben, ist aber nach Angaben der Max-Planck-Gesellschaft das notwendige Zusammenspiel mit dem p53-Gen. Dieses sei in mehr als 50 Prozent aller Tumore defekt. Für den zellteilungshemmenden Effekt von LY83583 ist dieses Zusammenspiel nicht mehr notwendig. (APA/AP)