Warschau/Wien - Das größte je von einem ehemaligen Warschauer Pakt Staat abgeschlossene Waffengeschäft hat einen Umfang von 3,8 Milliarden Dollar und umfasst 48 neue "F-16 Block 52"-Flugzeuge des texanischen Herstellers Lockheed Martin, von denen 22 nachtkampftauglich und sechs für Aufklärungsaufgaben ausgerüstet sind. Die polnische Luftwaffe wird damit einen ernsthaften Faktor an der nordöstlichen Nato-Flanke darstellen.

Allein die Erstausstattung mit Waffen wird etwa zehn Prozent des Geschäfts ausmachen: Im Lieferumfang sind 380 Amraam AIM-120 Luft-Luft-Raketen (deren kolportierter Stückpreis 386.000 Dollar beträgt), 180 Sidewinder AIM-9X, 280 Luft-Boden-Raketen und 816 Maverick AGM-65 G Luft-Boden-Raketen, dazu Laser- und GPS-gesteuerte Bomben enthalten.

Der Waffendeal wird durch eine auf 15 Jahre angelegte, von der amerikanischen Regierung garantierte Finanzierung ermöglicht, die den polnischen Staat auf acht Jahre tilgungsfrei stellt. An Polen sollen gleichzeitig 9,8 Milliarden Dollar an Offset-Geschäften zurückfließen - wobei die Endfertigung der Flugzeuge wahrscheinlich im staatlilchen WZL (Wojskowe Zaklady Lotnicze) Werk erfolgen wird, wie der Militärjournalist Georg Mader (Jane's Defence Weekly) analysiert.

Mader verweist darauf, dass Polen gleichzeitig auch seine bestehende Flotte an 22 alten MiG-29 auf Nato-Standard modernisieren wird und zudem die 23 MiG-29 erwerben soll, die die Bundeswehr 1990 von der DDR-Volksarmee übernommen hat. Außerdem hat Polen eine Flotte von rund 100 Sukhoi Su-22 (ehemals sowjetischen) Bombern.

Polens Aufrüstung erfolgt auch zu Wasser und zu Lande: [] Die 10. Panzerdivision erhält derzeit 128 deutsche Leopard 2 Panzer und soll damit Ende 2003 einsatzbereit sein. [] Erst in der Vorwoche ist der österreichische Steyr Pandur 11 (eine vierachsige Version des im Bundesheer eingeführten Radpanzers) gemeinsam mit dem Schweizer Piranha III im Wettbewerb gegen den finnischen Patria unterlegen: Polen lässt sich die 690 finnischen Radpanzer 1,2 Milliarden Euro kosten. [] Demnächst soll eine weitere amerikanische Fregatte zulaufen - die dritte, die die USA der polnischen Ostseeflotte überlässt.

Im aktuellen Flugzeugdeal sind Dassault-Mirage (deren Mirage 2000-5 nur in Übersee Exporterfolge hat) und Saab-BAE unterlegen - womit die schwedische Geschäftsidee eines "Gripen-Riegels", der von Schweden über Polen, Tschechien und Österreich bis Ungarn gereicht hätte, begraben werden muss. Bisher hat sich nur Ungarn für den schwedischen Gripen entschieden. Österreich ist in Verhandlungen mit EADS über den Eurofighter, Tschechien hat die Gripen-Bestellung storniert und versucht nun, gemeinsam mit der Slowakei, die ihre alternde MiG-29-Flotte nachrüsten will, eine "Wiedervereinigung in der Luft" (Mader).(Conrad Seidl/DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.12.2002)