Die polnische Entscheidung, 48 neue und massiv bewaffnete amerikanische Kampfflugzeuge zu beschaffen, ist ein deutliches Signal: Die Polen zeigen, dass sie ernst genommen werden wollen - weil international nur ernst genommen wird, wer seine Sicherheitsinteressen selber wahrnimmt.

Die Mittel dafür sind keine rein europäischen: Polen beschafft deutsche und finnische Panzer, aber amerikanische Flieger und Schiffe. Das ist (zwei Wochen nach Zusage des EU-Beitritts) keine "antieuropäische" Tendenz, sondern eher ein Armutszeugnis, das den europäischen Rüstungsanstrengungen - peinlicherweise von einem Beitrittsland - ausgestellt wird: Europa hat keine zielgerichtete Rüstungspolitik, die vor Jahren ins Auge gefassten Vereinheitlichungsbemühungen sind versandet. In der Luftfahrt wird es besonders deutlich: Da baut Frankreich "seine" Mirage und Rafale, Schweden "seinen" Gripen - beide in Konkurrenz zum eigentlich gemeinschaftlichen Eurofighter. Und Englands British Aerospace mischt mit, wo es eben geht.

Auf jenen Märkten, auf denen der stärkste Nachrüstungsbedarf an Flugzeugen besteht - dazu gehören die EU-Beitrittsländer, aber auch Österreich - haben die Europäer einander so lange Konkurrenz gemacht, bis die Amerikaner als die am verlässlichsten erscheinenden Partner eingestiegen sind. Schweden ist bisher nur mit einem Leasinggeschäft in Ungarn gelandet, Österreich lässt EADS mit dem Eurofighter zappeln.

Dabei hätte Österreich mit einer zeitgerechten Entscheidung (fällig wäre sie 1996 gewesen) als Trendsetter in der Region wirken können; und hätte so womöglich noch an einer gemeinsam betriebenen Flugwerft Geld verdienen können. Das wurde versäumt. Indirekt hat Österreich damit auch zur Schwächung der europäischen Verteidigungsindustrie beigetragen.(DER STANDARD, Printausgabe, 28./29.12.2002)