Ankara/Bagdad - Die USA und die Türkei haben über einen Finanzausgleich verhandelt, der die Türkei im Fall eines Irak-Krieges für wirtschaftliche Nachteile entschädigen soll.

"Wir haben gute Fortschritte bei der Erstellung eines generellen Rahmens gemacht, (...)", sagte der Staatssekretär im US-Finanzministerium, John Taylor, am Samstag nach einem Treffen mit Vertretern des türkischen Außenministeriums. Eine US-Delegation des Finanz- und des Außenministeriums befand sich zu einem zweitägigen Besuch in der Türkei.

Besonderes Augenmerk sei bei den Verhandlungen auf das Vertrauen und die Sicherheit der Märkte gelegt worden, sagte Taylor. Türkische Medien hatten berichtet, im Kriegsfall könnten die Folgekosten für die Türkei 20 Milliarden Dollar (rund 19,2 Milliarden Euro) übersteigen. Über die Höhe der vorgesehenen US- Finanzhilfen machte Taylor keine Angaben.

Die Türkei fordert nach Angaben aus Regierungskreisen Garantien für Ausgleichszahlungen, um nervöse Investoren beruhigen zu können. Zudem wiederholte das durch eine Finanzkrise im Vorjahr stark gebeutelte Land seine Forderung, die USA sollten der Türkei Rüstungsschulden von etwa vier Milliarden Dollar (rund 3,8 Milliarden Euro) erlassen. Auch eine Garantie dafür, dass bereits zugesagte Gelder nicht durch den US-Kongress gestoppt werden könnten, war nach Angaben aus Regierungskreisen von der Türkei gefordert worden.

Als Nachbarland Iraks ist die Türkei bei einem neuen Irak-Krieg von strategischer Bedeutung für die USA. Trotz großer Vorbehalte der Türkei gegen einen Krieg wird erwartet, dass das NATO-Land den USA im Kriegsfall seine Luftwaffenstützpunkte zur Verfügung stellt. Der Chef der türkischen Regierungspartei AKP, Recep Tayyip Erdogan, erklärte am Freitag allerdings, die Türkei werde keine konkreten Zusagen machen, bevor die Waffeninspektoren der UNO Ende Jänner ihren Abschlussbericht vorlegten.

Zur Vorbereitungen auf einen möglichen Angriff der USA hat die irakische Regierung unterdessen zusätzliche Lebensmittelrationen an die Bevölkerung verteilt. Jede Familie habe das Vierfache der normalen monatlichen Zuteilung bekommen, teilte der irakische Handelsminister Mohamed Mehdi Saleh am Samstag in Bagdad mit. Mit der Verteilung von zusätzlichen Lebensmitteln bereite sich der Irak auf einen "möglichen Angriff" vor. "Unsere Lage und unsere Kapazitäten sind deutlich besser als 1991", sagte Saleh in Bezug auf den damaligen Golfkrieg. Die monatliche Lebensmittelration sieht unter anderem neun Kilogramm Mehl, dreieinhalb Kilogramm Reis, 200 Gramm Bohnen sowie 150 Gramm Salz vor. Im Irak leiden mehr als zehn Millionen Menschen unter Mangelernährung.(APA/Reuters)