Hamburg - Der Zentralrat der Juden in Deutschland befürchtet ein Erstarken des Rechtsextremismus als Folge der schwierigen wirtschaftlichen Lage. "Wie 1933, im Vorfeld der Machtergreifung der Nationalsozialisten, besteht auch heute eine Gefahr, dass rechtsextreme, antidemokratische Kräfte in dieser Situation Zulauf bekommen", sagte der Präsident des Zentralrats, Paul Spiegel, der "Bild am Sonntag". Die wirtschaftliche Lage und die hohe Zahl der Arbeitslosen schafften eine bedrohliche Stimmung, die weder die Politiker noch die Bevölkerung kalt lassen dürften.

Spiegel verwies auf Straftaten, die "uns an die Zeit zwischen 1933 und 1945 erinnern". Es gebe tätliche Angriffe gegen Juden, jüdische Friedhöfe würden geschändet, und es gebe sogar aus der politischen Mitte heraus den Versuch, mit antisemitischem Gedankengut Wahlkampf zu machen. Dennoch habe die Bundestagswahl das Vertrauen der Juden in die Demokratie dieses Landes gestärkt. Die rechtsextremistischen Parteien hätten vom deutschen Volk eine klare Absage erteilt bekommen.

Mit Sorge betrachtet Spiegel nach eigenen Worten die von Politikern zunehmend gezogenen Vergleiche mit der Nazi-Zeit. "Was steckt eigentlich dahinter, wenn überzeugte Demokraten solche Vergleiche ziehen?", fragte er. Er appelliere ausdrücklich an die Politiker, "diese unzulässigen, zumeist beleidigenden Vergleiche mit dem Nationalsozialismus" zu unterlassen. (APA/AP)