Berlin - Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Michael Rogowski, hält im kommenden Jahr eine "leichte Rezession" für möglich. "Die Konjunktur wird auch in 2003 nur schwer auf Touren kommen", sagte er am Sonntag in Berlin der Nachrichtenagentur AP. Er rechne für kommendes Jahr mit höchstens einem Prozent Wachstum. "Die rasante Talfahrt Richtung fünf Millionen Arbeitslose müssen wir stoppen." Das Hartz-Konzept sei ein erster Schritt. Doch allein damit seien die Probleme am Stellenmarkt nicht zu lösen. Die Regierung müsse endlich die Abgaben- und Steuerlast senken, statt sie weiter zu erhöhen.

Die Exporte seien erneut wichtiger Impulsgeber für die Konjunktur, sagte der BDI-Chef. Sie reichten aber nicht aus, die "weiter lahmende" Binnennachfrage auszugleichen. Aktuelle Frühindikatoren deuteten darauf hin, dass im Winterhalbjahr ein deutlicher Durchhänger beim Wirtschaftswachstum zu erwarten sei. "Sogar eine erneute leichte Rezession ist nicht auszuschließen." Im zweiten Halbjahr 2003 könne die Konjunktur wieder stärker Fahrt aufnehmen, "wenn größere Schocks ausbleiben".

Beschäftigung wird sinken

"Die Beschäftigung wird noch deutlich stärker sinken, weil viele Unternehmen bislang Entlassungen vermieden haben und den Produktionsrückgang über flexible Arbeitszeitmodelle aufgefangen haben", sagte Rogowski voraus. "Dies ist nicht unbegrenzt möglich." Die Arbeitslosigkeit dürfte seiner Schätzung nach im Durchschnitt 2003 bei rund 4,2 bis 4,3 Millionen liegen. Im Herbst/Winter nächsten Jahres könnte die Zahl sogar auf deutlich mehr als 4,5 Millionen steigen.

Die Hoffnungen der deutschen Wirtschaft ruhten auf einer kräftigen Erholung der US- und der Weltkonjunktur, berichtete Rogowski. Politische Risiken wie der Irak-Konflikt könnten einem Aufwärtstrend einen Strich durch die Rechnung machen. Die höheren Steuern und Abgaben entzögen einerseits den Verbrauchern Kaufkraft und führten andererseits zu einem weiteren Kostenschub bei den Unternehmen. (APA/AP)