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Andreas Kofler, einer der Hoffnungsträger

Foto: Reuters/Orlowski

Oberstdorf - Österreichs Skispringer-Nachwuchs sorgt schon in der gesamten bisherigen Saison für Aufsehen: Neben den Stockerlplätzen von Mathias Hafele (2. in Engelberg) und Andreas Kofler (3. beim Dreifachsieg in Titisee-Neustadt) sind auch Florian Liegl und "Team-Baby" Thomas Morgenstern bereits für Spitzenplätze gut. Drei der vier "Teens" hielten am Sonntag auch dem Druck einer Vierschanzen-Tournee beim Auftakt in Oberstdorf nicht nur stand, sondern sorgten mit den Rängen fünf (Kofler), neun (Morgenstern) und zehn (Liegl) für Top-Ten-Ergebnisse.

Extralob für Kofler

"Drei Newcomer unter den ersten zehn, das ist eine tolle Sache", konstatierte der Nordische Direktor, Toni Innauer, deshalb auch zufrieden. Er und auch Cheftrainer Hannu Lepistö lobten vor allem Kofler, der als Einziger im Spitzenfeld in beiden Durchgängen keine Aufwindverhältnisse gehabt hat. "Für mich war er hier fast der beste Springer", sagte Lepistö. Von der Weite her war es Kofler im zweiten Durchgang mit 120 Metern auch zahlenmäßig. Aber auch der erst 16-jährige Weltcup-Debütant Morgenstern imponierte.

Morgenstern selbstsicher

"Ich werde den Hölli rausschmeißen", hatte er am Samstag vor dem K.o.-Durchgang angekündigt und dem zwölf Jahre älteren Weltcup-Leader mit einem 123-m-Flug wirklich zugesetzt. "Ich muss sagen, der Morgenstern hat keinen Respekt vor dem Alter", scherzte Höllwarth und gratulierte dem Kärntner zum tollen Einstand. Morgenstern war ja nach drei Siegen im Kontinentalcup im letzten Moment ins Tournee-Team geholt worden.

Eine kurze Vorstellung jenes Kleeblatts, dass u.a. auf eine rosige Zukunft hoffen lässt:

- Florian Liegl (19 Jahre/aus Innsbruck, mit 1,94 m der "Größte" im Weltcup-Zirkus): "Ich habe mit dem Skifahren begonnen, bin aber immer mehr gesprungen als gefahren", erinnert sich Liegl. "Irgendwann wollt ich mir dann keine Schanzen mehr bauen und bin beim SV Natters gelandet." Liegl hatte in Trondheim mit Rang sechs auf sich aufmerksam gemacht, dabei wollte er im vergangenen Sommer kurzfristig sogar seine Karriere beenden. Nach intensiven Trainingseinheiten mit Alexander Pointner ging es aber wieder steil aufwärts. Er sieht ein Geheimnis seiner Steigerung darin, dass man nach der Fertigstellung der Bergisel-Schanze in der Vorbereitung so viele 120-m-Sprünge machen konnte wie nie zuvor.

- Andreas Kofler (18/geboren ebenfalls in Innsbruck, wohnhaft in Telfes). Er ist mit zehn Jahren durch einen Freund zum Skispringen gekommen. "Ich war schon überrascht wie gut es mir gelaufen ist. Aber ich habe versucht, den dritten Rang in Titisee gleich abzuhaken, auch wenn das was ganz Neues war", meint der Tiroler lachend. Vorbilder hat er eigentlich keine. "Man kann sich von jedem was abschauen". Er sieht den größten Unterschied im Vergleich zum Vorjahr, als er noch im C-Kader war, abgesehen vom Trainer im Material. "Wir haben jetzt zwei Paar Ski im Sommer und im Winter, im C-Kader musste ich mit einem Paar auskommen."

- Thomas Morgenstern (16/geboren in Spittal/Drau, wohnhaft in Lieserbrücke). "Für mich ist die Tournee eine Gelegenheit zum 'Eineschnuppern'. Ich bin über das Toni-Innauer-Skifest in Bad Kleinkirchheim zum Skispringen gekommen", sagte Morgenstern, der aus einer sehr sportlichen Familie kommt. Sein Onkel väterlicherseits, Alois Morgenstern, war 1976 Olympia-Siebenter im alpinen Slalom. Dieser Onkel ist nun Trainer des Fußball-Regionalligisten Spittal/Drau, zwei Söhne von Alois Morgenstern, also Cousins von Thomas, spielen beim FC Lustenau. Morgenstern besucht das Sport-BORG in Spittal. Er nennt mit Kazuyoshi Funaki als Einziger des Teenager-Quartetts wie aus der Pistole geschossen ein Vorbild. Morgenstern gilt als außerordentliches Talent, Lepistö sieht in der Absprung-Technik Ähnlichkeiten zum jungen Matti Nykänen.

- Mathias Hafele (19/geboren in Zams/wohnt in St. Jakob am Arlberg). Auch er ist mit zehn Jahren zum Skispringen gekommen, auch bei ihm war der Anreiz das Toni-Innauer-Skifest. "Der Toni hat mich gefragt, ob ich es nicht mit dem Skispringen probieren will", denkt Hafele zurück. Vorbild hat er keines: "Ich schau mir von jedem ein bisserl was ab", meint Hafele, der bei seinem Weltcup-Debüt in Engelberg sensationell Zweiter geworden war. Die Arbeit mit Pointner habe ihm viel gebracht, außerdem kenne der Coach ihn, Liegl und Kofler schon aus seiner Zeit als Tiroler Landesverbandstrainer.