Graz - Zuletzt waren der EU die Kulturhauptstadtjahre jeweils eine Million Euro wert. Auch die Graz-2003-Macher rechneten fix mit diesem Betrag. Doch just einen Tag vor Weihnachten - mit dem Eingangsstempel 23. Dezember - gab Brüssel bekannt, sich das Grazer Programm nur 500.000 Euro kosten lassen zu wollen. Schließlich hätten auch die anderen Städte nicht mehr Geld bekommen. Denn 2000 und 2001 gab es je zwei Kulturhauptstädte, Rotterdam und Porto beziehungsweise Brügge und Salamanca.
Für Eberhard Schrempf und Manfred Gaulhofer, die beiden Geschäftsführer der Graz-2003-Betriebsgesellschaft, ein herber Schlag. Und nicht der erste: Der Bund steuerte statt der einst schriftlich zugesagten 18,17 Millionen Euro nur deren 14,53 bei, ein Handelsunternehmen, das sich mit rund 200.000 Euro beteiligen wollte, zog sich ob wirtschaftlicher Probleme als Hauptsponsor zurück. Laut Helmut Strobl, dem Exkulturstadtrat (VP), drohe daher ein Defizit. Beziehungsweise, weil es sich um eine GmbH handelt, ein Verlust. "Wir haben finanzielle Probleme. Wahrscheinlich müssen wir noch unter dem Jahr Projekte kürzen."
Manfred Gaulhofer hingegen versucht zu beschwichtigen. Der Wirtschaftsplan - er sieht allein für das Jahr 2003 ein "angespanntes Budget" von rund 26 Millionen Euro vor - sei bereits nach unten revidiert und vom Aufsichtsrat akzeptiert worden. Die vorgenommenen Kürzungen im Programm würden nicht auffallen, es sei kein einziges Projekt gestrichen worden, auch die Gespiegelte Stadt, eine Intervention von Klaus und Alexander Kada, werde im vollen Umfang realisiert. Zudem sei man in der Schätzung der Einnahmen "konservativ" vorgegangen. Einen Verlust werde man zu verhindern wissen, man könne sich einen solchen auch gar nicht leisten. Schließlich haften er, Gaulhofer, und Schrempf persönlich.
Laut Strobl drohe aber sehr wohl ein Defizit, auch wenn sich seit der Veröffentlichung des zweibändigen Programmbuches sehr viele Unternehmen gemeldet hätten, die als Sponsoren einsteigen wollen. Er hofft daher auf ein paar weitere Millionen (Schilling) vom Bund - beziehungsweise vom Kanzler: "Der Wolfi Schüssel haltet gewöhnlich sein Wort."
In Graz herrscht zehn Tage vor der Eröffnung (9. bis 11. Jänner) zwar ziemliche Hektik. Für Freude aber sorgte am Montag der Blick in den Spiegel: Das Magazin brachte einen doppelseitigen, sehr positiven Vorbericht über das Kulturstadt-Programm des "taktisch versierten Gremien-Fuchses" Wolfgang Lorenz.
(DER STANDARD, Printausgabe, 31.12.2002/1.1.2003)