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Andreas Goldberger schrammte nur knapp an seinem ersten Sieg seit März 1996 vorbei.

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Unkontrollierter Rutsch von Sven Hannawald ins neue Jahr.

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Meisterlicher "Pflugschuss" von Janne Ahonen.

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"Geht der Stress schon wieder los?", hatte Hannawald nach seinem Sieg in Oberstdorf gefragt. "Geht er nicht", lautete die Antwort, die das Neujahrsspringen gab. Hannawald, der Dominator des Vorjahrs, kam im zweiten Durchgang zu Sturz und über Rang sieben nicht hinaus. Hinter Peterka landeten Goldberger und der Pole Adam Malysz ex aequo auf Rang zwei, dahinter reihten sich der Norweger Roar Ljoekelsoey und der Finne Janne Ahonen ein. Alle acht Österreicher hatten sich fürs Finale der besten 30 qualifiziert, in dem sich freilich kaum einer verbessern konnte. Die Herren Kofler, Widhölzl, Höllwarth, Liegl, Koch, Morgenstern und Hafele belegten die Ränge 8, 9, 10, 17, 20, 25 und 29.

Aufstand der Routiniers

Ahonen übernahm die Tournee-Gesamtführung, war aber angespeist, da er sich um einen sicheren - um nicht zu sagen: einen verdienten - Sieg betrogen fühlte. Der Finne hatte seinen zweiten Flug, bei dem er plötzlich starken Aufwind bekam, nach 129 Metern abbrechen müssen. Hätte er nicht abgebrochen, wär' er ziemlich sicher im Krankenhaus gelandet. Plötzlich stand nur noch Peterka oben - der Führende des ersten Durchgangs -, und unten durfte Goldberger auf seinen ersten Erfolg seit März 1996 hoffen. Er hoffte vergeblich, Peterka bewies Nervenstärke und stand 123,5 Meter. Der 23-Jährige erinnerte an seine besten Zeiten, die er vor sechs Jahren erlebte, damals gewann er in Garmisch und auch die Tournee-Gesamtwertung.

Höllwarths Glück, Schmitts Pech

Höllwarth, der Zweite von Oberstdorf, führt nach wie vor im Weltcup; in der Tournee liegt er als bester Österreicher an sechster Stelle, der Rückstand hält sich in Grenzen. Der Tiroler war bereits nach seinem ersten Sprung hingefallen - und zwar genau an jener Linie, vor der ein Sturz mit Punkteabzügen, nach der ein Sturz aber gar nicht zu werten ist. Die Juroren waren sich nicht einig, nur einer zog Pun- kte ab - das war Höllwarths Glück und gleichzeitig das Pech von Martin Schmitt. Der Deutsche verlor das direkte Duell und verpasste den zweiten Durchgang. Bei RTL beklagten sie sich über alle Maßen; der Privatsender nähert sich überhaupt dem Niveau der Bild-Zeitung, die vor der Vierschanzentournee das Duell "Hanni gegen die Bösis" ausgerufen hatte.

Vorsätze und Wiener

Das Neujahrsspringen geriet wie immer zum Volksfest, 40.000 Besucher hatten ein und denselben guten Vorsatz zum Jahreswechsel: "Immer die Ruhe, immer geduldig bleiben." Die 40.000 standen im Stau, dann standen sie vor den engen Eingangstoren zum Olympia-Stadion an, vor den an einer Hand abzuzählenden WC-Hütterln und vor den Würstelständen, die hier "Buden" heißen und "Wiener" statt "Frankfurter" anbieten. Immerhin schien zur Abwechslung sogar die Sonne, wahrscheinlich hatten die meisten Menschen brav alles ausgetrunken am Vorabend.

In Innsbruck oder Bischofshofen sind nicht nur Österreichs Skispringer gefragt. Die Deutschen haben in Garmisch auch insofern einen Akzent gesetzt, als sie ihre "Superstars" aus "Deutschland sucht den Superstar" auftreten ließen, jener Sendung, die in Österreich "Starmania" heißt und nicht minder super ist.

Die 40.000 in Garmisch und zehn Millionen Deutschen vor den TV-Geräten sahen und hörten zu, sie waren nicht vorgewarnt worden. Das deutsche Lied ("We have a dream") hat Dieter Bohlen natürlich nicht von Tony Wegas ("Zusammen gehen") gefladert, mal sehen, ob die Österreicher in Innsbruck oder Bischofshofen zurückschlagen können. (DER STANDARD, Printausgabe, Donnerstag, 2. Jänner 2003, Fritz Neumann)