Gaza/Kairo - Die ägyptischen Bemühungen um eine Verständigung zwischen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) von Präsident Yasser Arafat und der radikalen islamischen Hamas-Bewegung von Scheich Ahmed Yassin über ein "Moratorium" für die antiisraelischen Selbstmordattentate sind offenkundig gescheitert. Yassin hat am Montagabend in Gaza ein Ende der Selbstmordanschläge kategorisch ausgeschlossen. Die Einstellung der "Märtyrer-Aktionen" würde lediglich der "zionistischen Rechten" nützen, erklärte der Hamas-Gründer. "Der Terrorist (Israels Premier Ariel) Sharon könnte dann vor den Wahlen behaupten, es wäre ihm gelungen, die Sicherheit seiner Wähler zu gewährleisten", sagte Yassin. In Israel wird am 28. Jänner ein neues Parlament gewählt.

"Keine Sicherheit"

Die Selbstmordattentate gingen weiter, und die Israelis würden "keine Sicherheit haben, solange das palästinensische Volk unter der zionistischen Unterdrückung leiden muss", sagte Scheich Yassin, der seinen Anhängern das Ende des jüdischen Staates bis zum Jahr 2025 vorausgesagt hatte. Der ägyptische Geheimdienst wollte dieser Tage neue Gespräche zwischen Hamas und PLO organisieren. Arafats "Fatah" als stärkste PLO-Teilorganisation hatte die Hamas aufgefordert, keine Selbstmordanschläge mehr auf israelische Ziele zu verüben. Hamas (Abkürzung für "Bewegung des Islamischen Widerstandes") ist ein deklarierter Gegner des Oslo-Friedensprozesses und steht außerhalb der Palästinensischen Befreiungsorganisation. Die Gruppe wurde in den achtziger Jahren von Scheich Yassin in Gaza gegründet, angeblich mit Unterstützung der israelischen Geheimdienste, die auf diese Weise Arafat schwächen wollten.

Hamas will sich nach israelischen Medienberichten als "Alternative" zur palästinensischen Führung etablieren. Vertreter der Hamas hätten sich bei der ägyptischen Regierung als "alternative Führung" angeboten, berichtete die israelische Tageszeitung "Haaretz" unter Berufung auf geheime Hamas-Dokumente, die von der israelischen Armee beschlagnahmt worden waren.

Der militärische Hamas-Arm "Brigaden Ezzedin el Kassam" hat sich zu einer Reihe von Selbstmordanschlägen bekannt. Ezzedin el Kassam war ein nationalistischer arabischer Scheich, der 1935 im Kampf gegen die damalige britische Mandatsmacht umkam. Yassin war 1997 nach zehnjähriger Haft in Israel auf jordanischen Druck freigelassen worden. Der damalige jordanische König Hussein hatte Yassins Freilassung ultimativ verlangt, nachdem zwei mit gefälschten kanadischen Pässen ausgestattete Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad nach dem gescheiterten Versuch, den Hamas-Führer Khaled Mechaal in Amman zu ermorden, von den jordanischen Behörden festgenommen worden waren.

Die von den USA als terroristisch eingestufte Hamas fördert eine Reihe sozialer Projekte in den Palästinensergebieten und sichert damit ihren Rückhalt in der Bevölkerung. Nach israelischen Angaben wird sie finanziell sowohl vom Iran als auch von Saudiarabien unterstützt. (APA)