Moskau/Peking - Nordkorea kann nach den Worten seines Botschafters in Moskau den Atomwaffensperrvertrag nicht einhalten. Die USA hätten der Koreanischen Demokratischen Volksrepublik mit einem atomaren Präventivschlag gedroht, sagte Botschafter Pak Ui Chun am Dienstag der russischen Nachrichtenagentur Interfax. "Unter diesen Umständen können wir auch den Atomwaffensperrvertrag nicht erfüllen, dessen grundlegende Norm den Atommächten die Pflicht auferlegt, die Atomwaffe nicht gegen Staaten einzusetzen, die sie nicht besitzen", sagte der Diplomat.

Pjöngjang war dem Atomwaffensperrvertrag im Jahr 1985 beigetreten. Der Vertrag soll die Weiterverbreitung von Atomwaffen verhindern. Nach US-Angaben hat Nordkorea im Oktober eingestanden, mehrere Jahre lang ein geheimes Atomwaffenprogramm betrieben zu haben. Die beiden von Nordkorea ausgewiesenen Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) haben am Dienstag das Land verlassen. Sie trafen mit einem Flug aus Pjöngjang am Vormittag in Peking ein. Die nordkoreanische Regierung hatte die IAEO am Freitag aufgefordert, ihre Mitarbeiter abzuziehen, mit der Begründung, sie werde eine Überwachung ihrer Atomanlagen nicht länger zulassen. Nach eigenen Angaben waren die Inspektoren auf dem Weg zum Sitz der IAEO in Wien.

China sagt Einflussnahme zu

China hat eine stärkere Einflussnahme auf Nordkorea zugesagt, um das Nachbarland zur Aufgabe seines Atomprogramms zu bewegen. Bei einem Treffen mit dem deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder am Montag in Peking äußerte der neue chinesische Parteichef Hu Jintao die Hoffnung, dass die USA und Nordkorea den Dialog wieder aufnehmen, wie deutsche Regierungskreise berichteten. Peking wünsche die Einhaltung der 1994 getroffenen Rahmenvereinbarung, nach der Nordkorea sein Atomprogramm eingefroren hatte; im Gegenzug sollte Pjöngjang zwei Leichtwasserreaktoren und Öllieferungen für seiner Energieengpässe bekommen. Washington hatte die Heizöllieferungen aber eingestellt, nachdem Pjöngjang ein geheimes Urananreicherungsprogramm zugegeben hatte. Daraufhin hatten die Nordkoreaner ihr eingefrorenes Atomprogramm wieder aufgenommen, aber immer wieder Gesprächsbereitschaft signalisiert. (APA/Reuters)