Straubing - Medizinern am St.-Elisabeth-Klinikum in Straubing ist es weltweit erstmals gelungen, eine Bandscheibenprothese im Halswirbel-Bereich zu implantieren. Solche Prothesen sollen das Rückgrat wieder stabil machen und dabei zugleich dessen Beweglichkeit erhalten.

Bei der so genannten Versteifungsoperation, die bisher als Standard galt, ist dies nicht der Fall: Hier wird die defekte Bandscheibe entfernt und die Lücke mit Knochen oder Implantaten überbrückt. Die Wirbelsäule verliere dadurch in dem betroffenen Bereich ihre Beweglichkeit, berichtet die Arbeitsgemeinschaft Medizin und Rehabilitation in Sinzing. Weiterer Nachteil: Bei bis zu zehn Prozent der Patienten müssten bereits drei bis fünf Jahre nach einem solchen Eingriff auch die Nachbarbandscheiben künstlich versteift werden.

Rückenleiden nehmen zu

Bei männlichen Krankenhauspatienten gehören Bandscheibenschäden zu den 20 häufigsten Diagnosen. Nach einer Statistik der AOK werden jährlich 13 Prozent aller männlichen und zehn Prozent aller weiblichen Versicherten wegen eines Rückenleidens mindestens einmal krankgeschrieben.

Ursache für die Zunahme der Rückenleiden seien vor allem langes Sitzen und eine schlechte Haltung mit ungleichmäßiger Belastung der einzelnen Wirbelsäulenabschnitte, betonen die Experten. Vor allem die besonders belasteten Bandscheiben der unteren Lendenwirbelsäule und der Halswirbelsäule werden schnell brüchig, verschleißen und sinken in sich zusammen. Hilfe bei schweren Bandscheibenproblemen kann nach Angaben der Mediziner der Einsatz von Prothesen bringen.

Eine absolute Weltpremiere sei der Einsatz der Prothese im Halsbereich. Nach Angaben von Rudolf Bertagnoli, Leiter des Zentrums, verlief der Eingriff komplikationsfrei, so dass einem breiten Einsatz dieser Therapiemethode nichts mehr im Wege stehe.

Bandscheiben-OPs nicht unumstritten

Doch auch in Straubing wird prinzipiell nur dann operiert, wenn konservative Methoden wie Gymnastik, Bewegungstherapie und spezielle Bäder nichts mehr nutzen. Denn Bandscheiben-OPs sind generell nicht unumstritten, das sie als riskant gelten, häufig von Nebenwirkungen begleitet sind und manchmal die Schmerzen nach dem Eingriff zurückkehren. Als schonende Alternativen empfehlen Experten wie etwa die Deutschen Wirbelsäulenliga so genannte minimal-invasive Techniken wie etwa die Katheter-, die Sonden- oder die Lasertherapie.

Die Wirksamkeit der verschiedenen Therapien steht derzeit auch bei der größten Rückenschmerz-Studie der deutschen Medizingeschichte auf dem Prüfstand. Bei rund 15.000 Patienten beobachten Mediziner über mehrere Jahre hinweg den Verlauf der Erkrankung. "Rückenschmerzen sind zwar die häufigste Volkskrankheit, doch über Ursachen und Verlauf des Leidens ist wenig bekannt", sagt Wolfgang Eich, Leiter der Sektion klinische Psychosomatik an der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg, die ebenso wie die Unikliniken Lübeck, Göttingen, Bochum und Marburg an der Studie teilnimmt.

Einig ist sich die Fachwelt bereits jetzt in einer Empfehlung: Die früher bei Rückenschmerzen verordnete Bettruhe schadet mehr, als dass sie nützt. (APA/AP)