Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S Austria Technologie & Systemtechnik AG hat ein Angebot für die Übernahme des gesamten Leiterplattenbereiches der insolventen AIK Electronics Austria in Form eines Asset Deals gelegt.

Übernahme könnte bereits per 1. Februar 2003 erfolgen

Dem Angebot entsprechend würde die Übernahme per 1. Februar 2003 erfolgen. Für das kommende Wirtschaftsjahr 2003/2004 wäre aus dieser Transaktion mit einem Umsatz in Höhe von rund 14 Mio. Euro bei voraussichtlich neutralem Ergebnis zu rechnen.

Mitarbeiter sollen weiterbeschäftigt bleiben

Die am Frankfurter Neuen Markt notierte AT&S will bei der AIK Electronics in Klagenfurt 90 rund Mitarbeiter weiterbeschäftigen, falls ihr Übernahmeangebot angenommen wird, sagte AT&S-Sprecher Reinhold Oblak zur APA. Das Land Kärnten werde sich an der neuen Gesellschaft ebenfalls beteiligen, AT&S strebe aber die Mehrheit an. Das Angebot wurde Masseverwalter Franz Grossmann, einem Klagenfurter Anwalt, übermittelt, der voraussichtlich in den nächsten ein bis zwei Wochen eine Entscheidung treffen wird. Die Prüfungstagsatzung zu AIK Electronics ist für 13. Jänner anberaumt.

Erweiterung des Kundenkreises

AT&S-Chef Will Dörflinger begründet das Interesse von AT&S an AIK Electronics mit einer Erweiterung des Kundenkreises und einer weitergehenden Spezialisierung der Standorte. AIK Electronics fertigt in Klagenfurt und Ungarn einseitige Leiterplatten, die von AT&S im steirischen Werk Fehring erzeugt werden, das damit aber an Kapazitätsgrenzen stößt. Einseitige Leiterplatten kommen in der Unterhaltungselektronik und Automobilindustrie zum Einsatz, wogegen die technologisch komplizierteren zwei- und mehrlagigen Leiterplatten von AT&S für die Telekomindustrie erzeugt werden.

AT&S erwartet laut Finanzvorstand Harald Sommerer im ersten Jahr mit dem zugekauften Klagenfurter Werk ein neutrales Ergebnis bei 14 Mio. Euro Umsatz, danach sollte das Werk profitabel sein.

3.000 Mitarbeiter

AT&S, der größte und technologisch führende Leiterplattenhersteller Europas, hat derzeit Fabriken in Österreich (Leoben, Fohnsdorf, Fehring) sowie in Indien (Nanjagud) und China (Shanghai). Weltweit beschäftigt AT&S rund 3.000 Mitarbeiter, davon 2.200 in Österreich insgesamt und 460 in Fehring. Zum Halbjahr des Geschäftsjahres 2002/03 konnte AT&S trotz eines auf 128,8 (135,3) Mio. Euro gesunkenen Umsatzes das Betriebsergebnis (Ebit) auf 9,6 (7,6) Mio. Euro deutlich verbessern und den Periodenüberschuss von 4,6 auf 6,8 Mio. Euro steigern.

In den nächsten Tagen erwartet AT&S Rückmeldungen seiner Großkunden Nokia und Siemens über das Weihnachts-Handygeschäft 2002, die Finanzzahlen für das dritte Quartal wird AT&S am 28. Jänner bekanntgeben.

Über AIK Electronics war am 31. Oktober 2002 der Anschlusskonkurs eröffnet worden. Im Zuge des vorangegangenen Ausgleichsverfahrens waren 156 der ursprünglich 235 Mitarbeiter beim Arbeitsmarktservice zur Kündigung angemeldet worden. Das Unternehmen war 1979 als Zulieferer von Leiterplatten und elektronischen Baugruppen für das Philips Video Werk in Wien gegründet worden, 1992 erfolgte die Firmierung als eigenständige Philips Leiterplatten Austria GmbH. 1964 wurde eine zweite Fabrik in Ungarn aufgebaut. 1999 erfolgte die Übernahme durch die deutsche AIK-Gruppe, Kassel, einem führenden europäischen Elektronikzulieferer.(APA)