Saarbrücken - Morbus Whipple ist seit fast einem Jahrhundert bekannt und gibt doch noch immer große Rätsel auf: Ein von der Europäischen Union gefördertes Großprojekt soll jetzt der chronischen Infektionskrankheit auf die Spur kommen. Deren Auslöser ist das Bakterium Tropheryma whipplei, das fast alle Organe befallen kann. Entsprechend vielfältig sind die Symptome der Patienten: Die Palette reicht nach Angaben der Universität Saarbrücken von Durchfall über Gewichtsverlust und Gelenkentzündung bis zu Sehstörungen, Schlaflosigkeit oder psychiatrischen Veränderungen.

Entsprechend häufig wird die Krankheit gar nicht erkannt, wie Wissenschafter berichten: In Deutschland werden pro Jahr nur etwa 30 neue Fälle der Krankheit festgestellt, die 1907 der Amerikaner George Whipple entdeckt hatte. Zwar kann das früher oft tödlich endende Leiden seit den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts mit Antibiotika behandelt und in vielen Fällen geheilt werden. Da Morbus Whipple aber so selten ist, gibt es bisher keine systematischen Studien zu einer Reihe von Fragen, etwa den Krankheitsursachen, den genetischen Grundlagen oder auch zu besseren Diagnosemöglichkeiten.

Gewebeproben sammeln

Hier setzt nun das von der EU mit 2,25 Millionen Euro geförderte Projekt an, an dem sich Wissenschafter aus fünf europäischen Ländern sowie der USA beteiligen. Sie wollen mit ihrer Studie erhebliche Fortschritte bei Diagnose und Therapie der Krankheit erzielen und dazu Gewebeproben von Betroffenen in einer gemeinsamen Daten- und Gewebebank sammeln.

Vor allem suchen die Experten nach einer Bestätigung für ihren Verdacht, dass Patienten mit Morbus Whipple unter einer Immunschwäche leiden, die die Bekämpfung des Erregers verhindert und so das Entstehen der Infektion erst ermöglicht. Für diese These spricht, dass die Bakterien nach Vermutungen der Forscher unter anderem im Trinkwasser vorkommen, aber dennoch nur wenige Menschen erkranken. Auch nach einem immungenetischen Defekt bei den Patienten soll gesucht werden. (APA/AP)