Der Sohn des Gärtners war da, vergeblich, denn es war wieder nichts zu machen und ich begab mich zum Mittagsschläfchen und hatte vergessen, die Gegensprechanlage abzuschalten, und es läutete in dem Moment, wo ich den Pyjama endlich anhatte und ich dachte, der Sohn des Gärtners will doch noch was und ging aufmachen. Es war aber der Aushilfsportier des Falter, worin ich jede Woche predigtdiene und er sagte, er sei der Aushilfsportier des Falter und empfohlen (vom Falter-Redakteur Wurmdobler). Er hatte eine enge Lederhose an und ich war noch unbefriedigt und dachte, versuchst es mit dem.

Bevor er irgend ein Wort sagen konnte, verbat ich ihm absolut, mir etwas Neues zu eröffnen. Mich beschäftigte noch das Alte über die Maßen. Wurmdobler würde sicher was über das Volkstheater wissen wollen und ich dürfe mich dem jetzt nicht aussetzen, sei so schon ausreichend elend. Er würde es Wurmdobler ausrichten, er aber, der Ledertyp schriebe fürs Internet, auch für Amerika, und würde mich gerne fragen, ob es was Österreichisches gäbe.

Sie müssen sich vorstellen, STANDARD, die ganze Zeit unbefriedigt die Lederhose vor Augen, also hoffend, wider alle Hoffnung hoffend, redete ich sieben Stunden lang und zog mich anschließend pudelnackt fürs Foto aus. Vergeblich.

Nachdem ich 1981 als Portoralassistent wegen Homosexualität Berufsverbot erhielt, habe ich in meinem neuen Beruf als begnadetster Talkmaster des deutschen Sprachraums endgültiges Berufsverbot wegen Stromlinienunförmigkeit. Lebe also seit dreieinhalb Jahren von geborgtem Geld einfacher Leute (Habe bei 20 Bekannten 400.000 und beim Finanzamt 350.000 Schilling Schulden). Und ich bin dementsprechend krank. Wurde heuer schon zweimal operiert und war viermal in Spitälern. Bin also unendlich fertig und habe nicht die Kraft, das Volkstheaterstück zu rezipieren. Es ist eine Ehre und Frau Borek sehr großartig. Ich habe sie bei "Willkommen Österreich" eine verdämmernde Greisin spielen gesehen. Und das brachte sogar etwas Frieden in den Willkommen-Österreich-Schrecken. Ich bin schwer suchtkrank und jede Unterbrechung meines kleinen Friedens kann mich lawinenähnlich hinabstürzen. Und ich habe nicht mehr viele Leben.

Die Abrechnung nach 50 Tourneeabenden "Phettberg rettet die Religion" betrug 485 Schilling. Alles andere Geld war ausgegeben, bevor die Tournee zu Ende war. Ich kann Euer Leben nicht leben. Aber jeder Ameise gings schlecht, hätte sie seit dreieinhalb Jahren nur Panik. Ich bin schuld, ich weiß. Aber die Idee des Sozialen gäbe es trotzdem. Im Konkreten pinselt mir auch das STANDARD-Interview bauch, aber eines muss unbedingt berichtigt werden, sonst halten mich noch mehr für blöd: Niemals habe ich gesagt, es sei ein Fehler Franzobels gewesen zu behaupten, ich wäre ursprünglich gern Frauenarzt geworden. Es kann doch ein Dichter um Himmels Willen schreiben, was immer es will. Aber als ich das las, wurde ich gewahr, welch gewaltige Arbeit es für mich Nervösen wäre, so ein Hunderte Seiten umfassendes Buch über einen zu lesen. (Bei Selene erschienen und viel umfangreicher als das Stück, denn es enthält auch Prosa Franzobels über mich).

Conclusio: 1. Es kann kein arbeitsloser Irdischer soviel Ehre ertragen und 2. Niemals durfte ein Gesünderer einen Kränkeren interviewen. Immer der jeweils Kränkste muss die Fragen stellen. Solange sich das nicht ändert, werden alle Zeitungen schlecht bleiben und schal. Gratuliere übrigens zur Karikatur über die Ausländer-Card der Effler.

Ergebenst bauchgepinselter elender Phettberg, Wien-Gumpendorf