Foto: DER STANDARD

Bereits vor zwei Jahren verkündete Hans Dichand vor versammelter Belegschaft: Sollte diese seinen 37-jährigen Sohn Christoph nicht als nächsten Chefredakteur der "Kronen Zeitung" akzeptieren, "dann nehm' ich ihn an der Hand, und wir gehen beide". So sprach der Seniorchef damals. Und vereinfachte damit die Entscheidungsfindung innerhalb der ihm treu ergebenen Redaktion.

Das Druckmittel des Rückzugs setzt Dichand im eskalierenden Streit mit 50-Prozent-Eigentümer "WAZ" wohl wissend nicht ein. Der deutsche Partner will den 82-Jährigen ins Ausgedinge schicken und obendrein noch einen anderen als dessen jüngsten Spross zum Chefredakteur machen. Doch der mächtige Medienmann ließ sich noch nie herumkommandieren.

Konflikte auszutragen, einen "Zeitungskrieg" - wie die internationale Presse den Nachfolgestreit zwischen Dichand und der deutschen Verlagsgruppe "WAZ" bereits nennt - zu führen ist für einen Cato nichts Ungewöhnliches. Im Normalfall pflegt er daraus als Sieger hervorzugehen, wie viele Auseinandersetzungen in der Geschichte des gebürtigen Grazers belegen.

Symptomatisch war jene zwischen ihm und seinem langjährigen Kompagnon Kurt Falk, mit dem er die "Kronen Zeitung" 1959 gegründet hatte. Mittels Redakteursstreik gelang es Dichand fünfzehn Jahre später, den unbequem Gewordenen loszuwerden. Was schließlich auch zum Einstieg der heute so ungeliebten "WAZ" führte: Mit deren Beteiligung kaufte Dichand die Anteile Falks zurück. In der Folge und in der Vereinigung mit dem "Kurier" entstand dann auch der marktbeherrschende österreichische Verlagskonzern, die Mediaprint.

Geht Dichand etwas gegen den Strich, werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, Allianzen gebildet und - vor allem - Kampagnen gestartet: Egal, ob es um Hainburg, Waldheim, Lainz, Jörg Haider, Temelín oder um den Tierschutz geht, stets werden sämtliche Möglichkeiten ausgeschöpft - und sei es bei Gugelhupfjause in der Hofburg. Einzig Schwarz-Blau konnte Dichand letztlich nicht verhindern - um Wolfgang Schüssel schließlich als das "kleinere Übel" zu entdecken.

Insofern ist es nicht überraschend, wie der mächtigste Zeitungsmann des Landes diesmal vorgeht, um die für 1. Februar angekündigte Nachfolge in seinem Sinne zu regeln. Als wär's eine seiner Kampagnen, betreibt er Öffentlichkeitsarbeit für die Familie. Kaum ein Medium, von dem sich Dichand zuletzt nicht interviewen ließ. Im eigenen Blatt, das den Streit mit der "WAZ" zunächst eisern verschwieg, schmiedete Hausdichter Wolf Martin Dienstag patriotische Reime gegen "die Deutschen". Der "gütige Monarch", wie Cato einmal auch genannt wurde, kämpft um sein mächtiges Erbe. (Doris Priesching/DER STANDARD, Printausgabe vom 22.1.2003)