Die Künstlerinnen "frei nach J.Beuys" Angela Zwettler (l.) und Carla Knapp (r.)
Hellwach
Wien - Am Rande der Konferenz "Zehn Jahre österreichische Gewaltschutzgesetze", die vom 5. bis 7. November in St. Pölten und Wien stattfand, wurde Kritik einer Künstlerinnen-Gruppe laut, die bei der Tagung künstlerische Positionen zum Thema "Gewalt gegen Frauen" ausstellen sollte.

Laut Darstellung des Künstlerinnen-Duos Carla Knapp und Angela Zwettler wurde ihr Projekt "hellwach - bei Gewalt an Frauen" wenige Tage vor Beginn der Tagung ohne offizielle Erklärung ausgeladen. Einige der Exponante wurden vom Frauenministerium demnach als "nicht ministrabel" eingestuft.

Kritisierte Positionen

Bei den zwei kritisierten Objekten handelt es sich zum einen um das Bild einer Migrantin, die vor einem österreichischen Dorf posiert. Der Text dazu lautet: "Wir fordern einen autonomen Aufenthaltsstatus für Migrantinnen! Sie sind sonst rechtlos der Gewalt durch den Ehemann ausgesetzt." In der zweiten Arbeit ist eine abstrahierte Frauenfigur zu sehen, die in einer Hand ein Messer und in der anderen Hand ein Schild (Auge) trägt - ein Symbol der Wehrhaftigkeit der Frau. Der Text dazu lautet: "Viele Frauen und Mädchen sitzen zu Hause in der Falle. Vergewaltiger, wir kriegen dich!"

Ein weiterer Teil der Installation sollte die Vergabe von Glückskeksen sein, die mit Botschaften in deutscher, türkischer und serbo-kroatischer Sprache gefüllt sind. Auch diese wurden vom Ministerium zur Gänze abgelehnt.

Aufruf zu Gewalt?

Von Seiten des Frauenministeriums, das gemeinsam mit dem Innenministerium als Konferenz-Sponsor jedoch nicht als Veranstalter auftritt, heißt es in einer Stellungnahme gegenüber dieStandard.at: "Das Ministerium hat den Veranstalterinnen auf ausdrückliche Anfrage mitgeteilt, dass es die geplanten künstlerischen Installationen teilweise für problematisch hält." Und zwar jene, "die - ohne inhaltliche Bewertung - missverständlich als Forderung aller an der Konferenz Beteiligten aufgefasst werden könnte. Und vor allem jene, die in eklatantem Widerspruch zum Inhalt der Tagung steht, nämlich sich deutlich gegen jede Form der Gewalt auszusprechen."

Die Organisatorinnen von "hellwach - bei Gewalt an Frauen", die bereits den Auftakt der Europaratskampagne 2007 gegen häusliche Gewalt im österreichischen Parlament künstlerisch begleiteten, kritisieren nicht nur das Kommunikationsverhalten des Ministeriums, sie sehen auch die Freiheit der Kunst in Gefahr: "Wir finden es äußerst bedenklich, wenn es nicht mehr möglich ist, künstlerische Statements zum öffentlichen Diskurs anzubieten." Es stelle sich die Frage, "ob Kunst noch politisch und feministisch sein darf und - wenn die Kunst die Tochter der Freiheit ist (nach Schiller) - wie frei KünstlerInnen arbeiten können", heißt in einer Aussendung der Künstlerinnen.

Den Vorwurf, die Freiheit der Kunst einzuschränken, wies das Ministerium postwendend zurück. Ministerin Bures verwies auf die zahlreiche Unterstützung von Künstlerinnen mit dezidiert kritischen Kunstprojekten.

"Nicht-minstrable" Ausstellung im Frauencafé

Als Ausgleich und um sich selbst ein Bild von der "nicht-ministrablen Ausstellung" machen zu können, wurde die Installation am Dienstag, den 6. November im Frauencafé als Foto-Stream in Anwesenheit der Künstlerinnen gezeigt. (red)