Aufnahme vom Oktober 2007
Attila Kovacs

Budapest - Die ungarische Schriftstellerin Magda Szabo ist tot. Wie die Nachrichtenagentur MTI berichtete, starb die Schriftstellerin am Montag im Alter von 90 Jahren. Szabo, die zu den bedeutendsten AutorInnen ihres Landes gehörte, sei am Nachmittag beim Lesen eines Buches "friedlich eingeschlafen". Weltruhm erzielte Szabo unter anderem mit ihrem Roman "Die Tür".

Ihre erzählerische Prosa vereinte analytische Kühle mit schriftstellerischer Sensibilität. In ihren Romanen formte sie die wohl facettenreichsten Frauengestalten der ungarischen Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg. Nicht zuletzt deshalb war Magda Szabo die zeitweise meistübersetzte Autorin ihres Landes.

Bibliografie

Die 1917 in Debrecen (Ostungarn) geborene Schriftstellerin absolvierte zunächst ein Studium der klassischen Philologie und Literatur in ihrer Heimatstadt. Nach dem Krieg veröffentlichte sie zwei Gedichtbände, während des Stalinismus war sie zum Schweigen verurteilt. Im einsetzenden Tauwetter des konsolidierten Kommunismus trat sie mit ihren großen, zumeist auch ins Deutsche übersetzten Romanen hervor, unter ihnen "Das Fiasko" (1958, dt.1960), "Die andere Esther" (1959, dt.1961), "Das Schlachtfest" (1960, dt.1960), "Katharinenstraße" (1969, dt.1971), "Eine altmodische Geschichte" (1971, dt.1987) und "Die Tür" (1987, dt.1990).

Thematiken

Szabos Prosa kreiste immer wieder um Frauen und Familien im Konflikt zwischen alten und neuen Werten. Ihre Protagonistinnen waren Gefangene ihrer exzentrischen Obsessionen ("Die andere Esther") oder
ihrer überbordenden Gefühlswelt ("Das Schlachtfest") oder werden zu Opfern fataler zwischenmenschlicher Verletzungen ("Die Tür"). In der "Altmodischen Geschichte" setzte sie ihrer eigenen Mutter - naturgemäß auch sie wieder eine starke Frauengestalt - und der Tiefland-Metropole Debrecen vor dem Kommunismus ein literarisches Denkmal.

Zu ihrem 85. Geburtstag erschien im Budapester "Europa-Verlag" der erste Band ihrer auf zwei Bände angelegten Autobiografie. Sie gab ihr den deutschen Titel "Für Elise", in Anspielung auf das gleichnamige
Beethoven-Klavierstück. (APA/dpa)