Monika Haselbacher vernetzt Polizei, Rettung und Feuerwehr in Norwegen.
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Ägypten, Indien, Mexiko, Vietnam, Japan - um nur einige Länder zu nennen, in denen Monika Haselbacher schon war, mit dem Rad, mit dem Wohnmobil, mit dem Leihwagen oder sonst einem Verkehrsmittel. Die 38-Jährige hat schon einiges von der Welt gesehen. Gefallen hat es ihr überall, weil sie fasziniert ist davon, "all das Fremde zu beobachten und mitzuerleben", aber auch "zu erkennen, dass die Grundzüge des Menschseins doch auch überall ähnlich sind, wie Musik zum Beispiel."

Während ihrer Studienzeit spielte sie Geige im Orchester der Wiener TU, wo sie Nachrichtentechnik studierte. Für die Wahl der Studienrichtung war übrigens auch die Musik verantwortlich - zumindest indirekt: Eigentlich wollte die geborene Tullnerin nämlich Tontechnik studieren, eine Fächerkombination aus Elektrotechnik und Lehrveranstaltungen der Musikhochschule, die es nur in Graz gibt. Für die zugehörige Aufnahmsprüfung muss man Klavier spielen können - und das gehört nicht zu den Fähigkeiten Haselbachers. Und da ihr die Nachrichtentechnik gut gefiel, sah sie keine zwingende Notwendigkeit, es zu lernen.


Frauen zum Mitmischen ermutigen

Dass sie sich damit in eine klassische Männerdomäne wagte, hatte keine abschreckende Wirkung: "Es hat mich durchaus gereizt, etwas Ungewöhnliches zu tun." Da sie außerdem eine ausgeprägte analytische Begabung und eine große Liebe zur Mathematik mitbrachte, war sie für das Studium ausgezeichnet gerüstet. Und weil Stillsitzen etwas ist, worin sie gar nicht gut ist, gestaltete sie sich auch gleich das Umfeld mehr nach ihrem Geschmack: Schon im zweiten Studienjahr gründete sie mit Kolleginnen den Verein Finet (Frauen Informationsnetzwerk Elektrotechnik), ein "Netzwerk zu einer Zeit, als dieses Konzept noch gar nicht modern war". Der Verein veranstaltete Schulungen und Vorträge und fungierte im Bedarfsfall auch als Selbsthilfegruppe. An der Gründung der "Webgrrls Austria" (später "Webwomen"), die 1998 antraten, um Frauen zum Mitmischen im Internet zu ermutigen, war sie ebenfalls maßgeblich beteiligt.

Kommunikations- und Informationssysteme


Nun wurde sie FEMtech-Expertin des Monats November (FEMtech ist eine Initiative des Infrastrukturministeriums). Seit einigen Jahren ist sie Projektleiterin bei der in Wien ansässigen Firma Frequentis, die Kommunikations- und Informationssysteme entwickelt. Da die Produkte zu 95 Prozent in den Export gehen, ist Haselbachers Globetrottertum gefragt. Derzeit hat sie die technische Verantwortung für ein Projekt in Norwegen, bei dem nicht nur 350 Leitstellen von Polizei, Rettung und Feuerwehr miteinander verbunden, sondern auch analoge und digitale Funksysteme, das öffentliche Telefonnetz, geografische Informationssysteme usw. integriert werden sollen.

Das erfordert technisches Fachwissen ebenso wie Fingerspitzengefühl im Umgang mit KundInnen und ihren AnwenderInnen. Aber vor sozialen Herausforderungen ist sie ja noch nie zurückgeschreckt: Im zweiten Studienjahr machte sie eine USA-Tour mit vier Leuten, die sich alle über eine Annonce zu diesem Zweck zusammengefunden hatten. Die Reise verlief "gruppendynamisch spannend". Ihr Motto, das sie in der Praxis schon als Kind verfolgte, aber erst bei dem japanischen Künstler Shinagawa Tetsuzan formuliert fand, lautet "If you do it, you can - if you don't, you can't". Mit so einer Lebenseinstellung kann man nur gewinnen. (Susanne Strnadl/DER STANDARD, Printausgabe, 21. November 2007)