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Für viele Familien scheint das Weihnachtsfest Gift zu sein, zeigen die Erfahrungen der Beraterinnen des Patchwork-Familien-Services in Graz. "Nach den Feiertagen verdoppeln sich bei uns die Anfragen nach juristischer Scheidungsberatung und psychologischen Beratungen", berichtet Margit Picher, Obfrau vdes Vereins.
Überforderung
Offenbar räche sich unter dem Tannenbaum der Stress der Vorweihnachtszeit als Auslöser und enden in einem Gefühlscocktail von überzogenen Erwartungen, Harmoniebedürfnis und Familienidealen, denen man oftmals nicht standhalten kann. "Viele Eltern sind grundsätzlich überfordert. Das hat oftmals viel weniger mit dem eigenen Versagen zu tun, sondern mit den immer höheren Anforderungen, denen Eltern ausgesetzt sind." Der Leistungsanspruch an den Arbeitsplätzen sei enorm gestiegen. Immer bessere Ergebnisse mit immer weniger Ressourcen sollen erbracht werden. Verstärkt wird dieser Druck laut Expertin durch Ängste vor dem Arbeitsplatzverlust.
Überzogene Erwartungen
Hinzu komme sehr häufig der Anspruch eine "perfekte Mutter" und ein "toller Vater" zu sein. Wenn der Anspruch dieses Familienideals, das vielen Eltern tagtäglich durch ExpertInnen, Politik, Medien und Werbung vor Augen geführt wird, nicht gelinge, würden oftmals Schuldgefühle ausgelöst, erklärt Picher.
Die Erwartung, zumindest in der Familie Zufriedenheit zu finden, werde dadurch enorm erhöht und die Gefahr, überzogene Erwartungen an die Partnerschaft zu stellen, ebenso. Zudem soll das Weihnachtsfest all das wett machen, was sich im Laufe des Jahres an Unzufriedenheiten aufgestaut hat: "Kein Wunder also, wenn sich Konflikte primär um das 'Fest der Liebe' entladen", so Picher.
Krisenmanagement
Und die Expertin hat Tipps parat, um die Situation zu entschärfen: Vom Weihnachtstrubel etwas Abstand gewinnen, den Kopf frei bekommen und sich bewusst werden, dass die hohen Anforderungen und dementsprechenden Erwartungen oftmals Auslöser für Krisen sind. Auch wichtig: Prioritäten setzen. Zeit miteinander zu verbringen ist wertvoller als das perfekte Geschenk zu finden.
Abschließend betont Picher, dass nicht immer ist die Partnerchaft für die eigene Unzufriedenheit verantwortlich sei. Man müsse Konflikte sehrwohl von Krisen unterscheiden. (red)