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Ministerin Bures (vo.) ist mit der Elternteilzeit zufrieden. Frauenchefin Prammer will sie verlängern.
APA/AP/Zak

Wien - Mehr Arbeitszeitautonomie für Eltern? Im Frauenministerium wird dieses Anliegen derzeit nicht prioritär gereiht - auch wenn ein Pressepapier der SPÖ-Frauen die flexiblere Gestaltung der Arbeitszeit als einen der roten Meilensteine zur faktischen Gleichstellung von Frauen (und hier besonders von Müttern) am Arbeitsmarkt nennt.

"Das ist nicht Bestandteil des Regierungsabkommens", heißt es im Büro von Frauenministerin Doris Bures - und daher derzeit kein Thema.

SP-Frauenvorsitzende Barbara Prammer sieht das ein wenig anders: "Wir müssen jetzt Initiativen setzen." Sie möchte sich noch heuer "ganz intensiv mit dem Thema beschäftigen". De facto geht es Prammer um den Ausbau der bereits bestehenden Elternteilzeit, die all jene in Anspruch nehmen können, die mindestens drei Jahre in einem Betrieb mit mehr als 20 Mitarbeitern beschäftigt sind. Prammer will die freie Arbeitszeiteinteilung "bis zum zehnten Lebensjahr des Kindes" ausweiten.

Martin Gleitsmann, Leiter der Abteilung für Sozialpolitik und Gesundheit in der Wirtschaftskammer (WKÖ), wiegelt ab. Schon die seit vier Jahren bestehende Elternteilzeit sei "zu weitreichend". Er spricht von einem "massiven Eingriff in die Dispositionsmöglichkeiten der Betriebe". Im Wirtschaftsministerium will man zu der bereits im Herbst eingelangten Studie keine Stellungsnahme abgeben. Damit sind auch Studienautorin Sonja Dörfler vom Institut für Familienforschung die Hände gebunden. Sie bestätigt lediglich Probleme für Wirtschaftstreibende - "immer mehr Fälle landen vor dem Arbeitsgericht" - und bilanziert: "Es wäre vorteilig, wenn das Recht auf Elternteilzeit wie in Schweden allen zugänglich wäre, und man stattdessen eine Untergrenze einführt, bis zu der die Arbeitszeit reduziert werden darf." Das schwedische Gesetz sieht eine Arbeitszeitreduktion von max. 25 Prozent vor. Zudem muss man nur ein Jahr dem Betrieb angehören.

Einzig verfügbare Österreich-Zahl bis dato: Im Jahr 2005 wurde die Elternteilzeit laut WKÖ von 3600 Frauen in Anspruch genommen.

"Irrsinnig enges Korsett"

Für Ingrid Moritz, Leiterin der Abteilung Frauen und Familie in der Arbeiterkammer Wien, ist die Elternteilzeit "ein wichtiges Instrument für den Wiedereinstieg" nach der Babypause. Allerdings zwinge die Ausstattung mit Kinderbetreuungsplätzen den Eltern dabei ein "irrsinnig enges Korsett auf". Und um hier eine Verbesserung zu erreichen, hätte es statt der von der Politik zugesagten 35 Millionen Euro rund 240 Millionen gebraucht, rechnet Moritz vor. (Karin Moser/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.1. 2008)