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Friedrich "Bibi" Dragon

Foto: APA/Artinger

Die Presseerklärung, die von der WAZ-Mediengruppe am Spätnachmittag veröffentlicht wurde, klingt unscheinbar: "Wir möchten Ihnen mitteilen, dass wir mit Wirkung vom heutigen Tag Herrn Dr. Friedrich Dragon für die NKZ Austria-Beteiligungs-GmbH und die Austria Medien Gmbh Einzelprokura erteilt haben." Dragon werde in dieser Eigenschaft die Westdeutsche Allgemeine Zeitung in den drei bestehenden Krone-Gmbhs vertreten.

Im Streit getrennt

Über die NKZ, die 40 Prozent der Anteile hält, und die Austria Medien GmbH (zehn Prozent) ist die WAZ Hälfteeigentümer der Krone. Die andere Hälfte befindet sich in Besitz von Herausgeber und Hauptgeschäftsführer Hans Dichand. Die Presseerklärung ist daher hoch brisant. Denn Dichand Senior, der vor wenigen Tagen die Chefredaktion seinem Sohn Christoph übergab, wird ab nun wieder mit Friedrich "Bibi" Dragon zusammenarbeiten müssen. Obwohl er sich 2001 von seinem jahrzehntelangen Chefredakteur - Dragon war von Beginn an (1959) mit dabei - im Streit getrennt hatte. Weil Dragon ihm gegenüber seine Bedenken geäußert hatte: Er hielt und hält den Junior nicht geeignet für die Position. In der "Krone" bedauerte man das Zerwürfnis. Zumal Dragon in der Redaktion sehr beliebt war - und weiterhin ist.

"Besorgnis und Unruhe"

Gegenüber dem STANDARD legt Dragon Wert auf die Feststellung, dass die WAZ - und nicht Dichand - vor drei Tagen Michael Kuhn zum Co-Chefredakteur ernannt habe. Mit seiner, Dragons, Bestellung setze die WAZ erneut ein Zeichen, dass sie eine von Österreichern geleitete "Krone" wolle. Die sei auch als Signal an die Redaktionen (Wien und Bundesländer) zu verstehen. Es solle eine vernünftige Personalpolitik betrieben, die Arbeitsplätze gesichert werden. Denn die jüngsten Entscheidungen Dichands (Änderungskündigungen, Frühpensionierungen) hätten "Besorgnis und Unruhe" in der Mannschaft ausgelöst. "Für mich besteht die Hoffnung, dass die neue Chefredaktion, die ja die Personalhoheit hat, nun die richtigen Entscheidungen trifft." Er, sagt Dragon, werde alles vermeiden, was der Kronen Zeitung schaden könne.

Hans Dichand, der über die Entscheidung der WAZ brieflich in Kenntnis gesetzt wurde, sei nicht sein Gegen-, sondern sein Mitspieler. Auf die Frage, ob er auch in die redaktionellen Belange eingreifen werde (z.B. bei einem Missbrauch der "Krone" für Kampagnen in eigener Sache), sagt Dragon: "Ich will die Aufgaben der Gesellschafter wahren - das ist ein breites Spektrum." (DER STANDARD, Printausgabe, 31.1.2003)