"Sie hat die neueste Gucci-Tasche."

grafik: derstandard.at

Ein Begriff fällt immer wieder: Menschen, die mit Astrid Gilhofer zu tun haben oder hatten, Verbündete oder Opfer, sind sich in einem einig: "Sie ist ein Machtmensch." Keiner ihrer Mitarbeiter habe es länger als ein halbes Jahr bei ihr ausgehalten, wird im Konzern gegiftet.

Auf jeden Fall ist sie gefürchtet. Gilhofer war lange Zeit Protegé von Palmers-Boss Rudolf Humer. Alle Entscheidungen und Aktionen seien durch den Chef gedeckt gewesen, dementsprechend habe sie agiert: selbstbewusst, tough, ohne viel Mühe, sich übermäßig beliebt zu machen.

Bevor jetzt der Machtkampf hinter den Kulissen des Unterwäschekonzerns plötzlich vor den Vorhang geraten ist, galt die Palmers-Vorstandslady als Darling der Öffentlichkeit: Regelmäßig fand sich die 1962 in Vöcklabruck Geborene in Top-100-Listen des buntesten Magazins aller Zeiten wieder - ob es nun um das "Kult-Ranking des Style" oder die "beste Managerin" ging.

"Sie hat die neueste Gucci-Tasche, bevor sie überhaupt auf dem österreichischen Markt ist", schrieb ein anderes Periodikum aus der bunten Galaxie in einem Porträt, als Gilhofer im Juli 2002 als erste Frau in den Männerzirkel des ÖIAG-Aufsichtsrats aufgenommen wurde. Ihr Mentor, der beim Edelstahlkonzern Böhler-Uddeholm Interessen hat, war an diesem Sprung nicht unbeteiligt.

Der Lebenslauf ist astrein: Gilhofer absolvierte das Jusstudium in Innsbruck in Rekordzeit, machte in Wien ihr Gerichtsjahr und kam dann 1985 in die Palmers-Rechtsabteilung. Dabei betreute sie auch die Immobilien.

Danach wurde es raketenhaft: Von 1990 bis 1997 war sie schon Chefin des von Palmers gekauften Haute-Couture-Hauses Adlmüller. Dort legte sie zwar einen Bauchfleck hin, was aber ihrer Karriere nicht schaden sollte. Zwischen 1992 und 1999 war die Porsche-Fahrerin Vorstand der Palmers Textil AG, dem Herzstück. Sie war verantwortlich für die Werbung, die zwar sensationelle Impact-Werte lieferte, die Budgets des sonst bedächtigen Wäscheherstellers aber regelmäßig sprengte.

Mit ihren Vorstandskollegen legte sich die hobbymäßige Kickboxerin und Läuferin regelmäßig an, viele verließen deswegen Palmers. Humer stand weiter hinter ihr. 1999 holte der Boss die mit dem Chef einer Wiener Treuhandfirma liierte Businesslady in den Holding-Vorstand, um Ruhe zu schaffen.

Jetzt ist Gilhofer offenbar von Humers Führung nicht mehr überzeugt, holte sich systematisch Rückhalt eines mächtigen Aktionärs und wollte den "Vater" schneller beerben, als dieser das vorgesehen hatte. Der Zusammenprall war verheerend, sie wurde öffentlich zur Buhfrau. Nun räche sich, meint ein Insider, dass sie sich nie Netzwerke geschaffen habe, die sie auffangen hätten (Leo Szemeliker, DER STANDARD Print-Ausgabe, 1.2.2003)