Wien - Die Grünen haben neuerlich konkrete Maßnahmen zur Frauenförderung in Unternehmen gefordert. Um mehr Frauen in Spitzenjobs zu bringen, müsste die Vorlage einer Gleichbehandlungsbilanz und eine daran geknüpfte Wirtschaftsförderung verpflichtend werden. Auch gesetzlich vorgeschriebene Frauenquoten müssten eingeführt werden.

Unzufrieden mit Frauenministerin

In Österreich sei im Gegensatz zu anderen EU-Ländern der Managerinnen-Anteil in den letzten Jahren gesunken, in rund 90 Prozent der größten Unternehmen sitze hierzulande überhaupt keine Frau in der Geschäftsführung, stellte Frauensprecherin Brigid Weinzinger am Mittwoch auf einer Pressekonferenz zum Thema klar.

Unzufrieden ist Weinzinger mit Frauenministerin Doris Bures. Diese habe zwar ebenfalls die Bindung der Wirtschaftsförderung an frauenfördernde Maßnahmen gefordert, ein konkretes Modell sei bis dato aber noch nicht vorgelegt worden. Der Vorschlag werde vermutlich ohnehin von Wirtschaftsminister Martin Bartenstein abgeblockt und nicht weiterverfolgt werden, spekulierte Weinzinger.

Novellierung des Gleichbehandlungsgesetztes

Nun wollen die Grünen mit einer "Offensive" im Parlament dafür sorgen, dass man sich dem Thema "Führungspositionen für Frauen" verstärkt annimmt. So wird die Partei die Aufnahme der vorgeschlagenen Gleichbehandlungsbilanz in die anstehende Novellierung des Gleichbehandlungsgesetztes beantragen, wie Weinzinger ankündigte.

Der Vorstoß sieht vor, dass alle Betriebe ab zehn Mitarbeitern besagte Bilanz zusammen mit der Geschäftsbilanz erstellen und veröffentlichen müssen. Darin aufgelistet werden sollen unter anderem der Frauenanteil in Spitzenpositionen und Angaben zur Einkommensgerechtigkeit. Diese Daten müssten dann als Nachweis der Förderungswürdigkeit eines Betriebs herangezogen werden, erläuterte die Frauensprecherin.

Frauenquote wie in Norwegen

Schließlich pochte Weinzinger auch auf gesetzlich vorgeschrieben Frauenquoten in Unternehmen. Nach norwegischem Beispiel - mit verpflichtendem Frauenanteil von vierzig Prozent - sollen diese Quotenregelungen für die Aufsichtsräte börsennotierter Unternehmen und die Zusammensetzung der Vorstände staatsnaher Betriebe festgesetzt werden, erklärte Weinzinger. Ähnliche Forderungen wurden auch bereits von VertreterInnen der SPÖ erhoben. Daher zeigte sich Weinzinger gespannt, ob ein entsprechender Grünen-Antrag von den SozialdemokratInnen unterstützt werden wird.

Heinisch-Hosek: Wirtschaft braucht die Frauen

Von Seiten der Kanzlerpartei hieß es, dass die Frauenministerin sehr wohl für einen Kurswechsel in der Frauenpolitik gesorgt und auch frauenfördernde Maßnahmen eingeleitet habe. SPÖ-Frauen- und Gleichbehandlungssprecherin Gabriele Heinisch-Hosek verwies in einer Aussendung etwa auf die Kindergartenoffensive, die Flexibilisierung des Kindergelds, die SPÖ-Liste für die UnirätInnen und die Bemühungen der Frauenministerin um eben die geforderte Koppelung von Wirtschaftsförderungsmaßnahmen mit betrieblicher Frauenförderung.

"Diesen Schritten werden nun rasch weitere folgen, denn im Koalitionsabkommen ist eine Anhebung der Frauenerwerbsquote festgeschrieben", betonte Heinisch-Hosek. Denn: "Nicht die Frauen brauchen den good will der Wirtschaft, es ist umgekehrt: die Wirtschaft braucht die Frauen." (APA/red)