St. Pölten - Kritik an der Jugendkampagne der VPNÖ zur niederösterreichischen Landtagswahl am 9. März ist am Freitag von der Ärztekammer gekommen. Ins Zentrum des Unverständnisses rückten primär daran Mitwirkende: "Sexy Krankenschwestern mit weißen Lack-Minis, langen Beinen und tiefen Ausschnitten", die einem Jugend-Konvoi angehören, der zu Diskotheken, Kinos und Gaststätten toure. Es sei "geschmacklos und skandalös, wie hier versucht wird, den Wähler zu beeinflussen", hieß es in einer Aussendung der Ärztekammer Niederösterreich. Bettina Rausch, Obfrau der Jungen Volkspartei Niederösterreich (JVP NÖ), reagierte auf die Kritik mit Unverständnis. Sie forderte "mehr Verständnis und Nicht-Einmischen bei der Jugend".
Ronald Gallob, Vertreter aller angestellten ÄrztInnen in Niederösterreich, meinte in einer Aussendung, er wehre "sich mit aller Vehemenz dagegen, dass das Krankenhaus als Sündenpfuhl und Ansammlung leicht bekleideter Menschen dargestellt wird". Der NÖ Ärztekammerpräsident Christoph Reisner sah eine "völlig falsche Betrachtungsweise der schwierigen, aufopfernden und von hoher Sozialkompetenz geprägten Tätigkeit" von Krankenhausangestellten: "Offenbar sieht man die Belegschaft in Krankenhäusern eher im Rotlicht-Milieu angesiedelt als im Bereich hoch qualifizierter und exzellent ausgebildeter Fachkräfte mit Verantwortung für Leib und Leben."
SPÖ: Ausgerechnet von der "Familienpartei"
Auch die niederösterreichischen Sozialdemokraten und die Grünen haben sich am Freitag mit Kritik zu Wort gemeldet. "Dass gerade die selbst ernannte Familienpartei mit leicht bekleideten Krankenschwestern und Jux-Pillen Wahlwerbung für Jugendliche macht, das finde ich als Mutter, als Gesundheitspolitikerin und als Frau befremdlich", meinte LR Karin Kadenbach (S).
Der Grüne Landesgeschäftsführer Thomas Huber bezeichnete den Jugendwahlkampf der NÖ Volkspartei als "letztklassig und unter jedem Niveau". Dass der jungen ÖVP in der Wahlwerbung nicht mehr einfalle als Krankenschwestern zu diffamieren, stoße auch beim Personal in den Spitälern auf großes Missfallen. Kadenbach verwies in der Aussendung auf empörte Reaktionen bei ihrem heutigen Besuch in der Gesundheits- und Krankenpflegeschule Stockerau.
ÖVP fordert "mehr Verständnis"
Gerade junge Menschen hätten "größten Respekt vor dem was die Mitarbeiter in der Gesundheitsversorgung tagein tagaus leisten", reagierte Bettina Rausch, Obfrau der Jungen Volkspartei Niederösterreich (JVP NÖ), auf die Kritik an ihrer Kampagne. Rausch forderte "mehr Verständnis und Nicht-Einmischen bei der Jugend". "Wir haben diese Kampagne mit den jungen Menschen gemeinsam entwickelt und wollen sie damit auf diese Wahl aufmerksam machen". Hinsichtlich Vorhalten, hier ein "sexistischer Fehlgriff" getan worden, meinte Rausch: "Da müsste man weltweit erfolgreiche TV-Serien wie 'Emergency Room' oder 'Grey's Anatomy' verbieten - diese laufen seit Jahren im ORF Hauptabendprogramm und das stört niemanden". In Richtung SPÖ und Grüne meinte die Obfrau der JVP NÖ: "Hier wird von jenen jetzt Entsetzen geheuchelt, deren Parteijugend mit ihren Aktionen oft genug jeden Grad der Zumutbarkeit überschreitet", erinnerte Rausch ihren Angaben nach "an Drogenfreigabe-Forderungen der jungen Grünen und Roten". (APA)