Libeskind ist ein theoretisch gut abgefederter Kopfmensch, einer, der viel nachgedacht und eher wenig gebaut hat, doch das, was aus seinen Skizzen entstand, kann sich sehen lassen.
Erst drei Häuser hat er vollendet: Nach dem Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück (1998) gelang dem gebürtigen Polen jüdischer Herkunft mit dem spröden, skulpturalen Jüdischen Museum in Berlin (1999) der endgültige Durchbruch zur internationalen Bekanntheit. Es folgte sein nicht ganz so gut rezipiertes Imperial War Museum in Manchester (2002). Derzeit ist das kanadische Royal Ontario Museum in Planung sowie das erste nicht museale Gebäude in Form eines Shoppingkomplexes für Bern.
Libeskinds nun favorisierter Ground-Zero-Entwurf ist ein "vertikaler Weltgarten", ein 541 Meter hohes Symbol für Frieden und Brüderlichkeit, das wie ein spitzer Zeigefinger aus der Skyline Manhattans ausbricht und so in sich selbst zum gigantischen Mahnmal und nicht zuletzt auch gleich zum höchsten Haus der Welt werden könnte. Er habe, so sagte der Architekt in Interviews, vor allem auf den besonderen Genius Loci eingehen wollen, der Unverwechselbares erforderlich mache.
Sein Zugang ist denn auch der eines Ortsansässigen: Nach kurzem Aufenthalt in Israel war die Familie 1960 in New York gelandet, seit 1965 ist Daniel Libeskind amerikanischer Staatsbürger, was ihn als globalen Denker nicht davon abhält, seit 14 Jahren sein Büro in Berlin zu unterhalten, einer Stadt, die er in Interviews als "Stützpunkt, allerdings nicht als Zuhause" bezeichnet.