Julia Roberts lässt sich von Richard Gere erziehen: "Pretty Woman" machte Mädchen in den 80ern glücklich.
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Dieser Film machte ganze Heerscharen junger Frauen glücklich. Nicht wenige waren danach süchtig, mussten ihn wieder und wieder sehen. Ganz schwere Fälle zählten bis zu zwanzig Kinobesuche. Mit Videorekorder hörten sie zu zählen auf. Sie nannten ihn "romantisch".

Alles andere war der Fall.

"Pretty Woman" stand in der ersten Reihe des "Backlash"-Kinos der 80er-Jahre und frühen 90er: Es brachte Antifeminismus, Männer, die Frauen als ihr Eigentum betrachteten. Die "Pygmalion"-Falle war beständiges Ärgernis für aufmerksame Feministinnen: "In ,Pretty Woman', der unverblümtesten Behandlung dieses Themas, verwandelt der Wall-Street-Magnat die laute, ordinäre Nutte, die Kaugummiblasen zerplatzen lässt, in sein sanftes, wohlerzogenes Anhängsel, das sich für eine Ralph-Lauren-Werbung eignen würde."

Dass das einige ziemlich gut fanden, überrascht noch heute: Julia Roberts' Oscar-Nominierung für ihre Rolle als ungezogene Wilde erzählt einiges von den Verwirrungen der Jury. Der von Roxette gesungene Nummer-eins-Hit "It Must Have Been Love" von jenen eines Jahrzehnts.

Sollte jemand also in Versuchung kommen, die 80er in der Erinnerung zu verklären: Nicht nur Schulterpolster waren schrecklich damals. Montag, 20.15, Sat.1 (Doris Priesching, DER STANDARD, Print, 17.3.2008)