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Archivbild vom 16. Mai 1931 des österreichischen Fussball-Teams vor dem Spiel gegen Schottland auf der Hohen Warte. Das Match endete 5:0 fuer Österreich und legte den Grundstein fuer das legendaere 'Wunderteam', dem auch Mathias Sindelar (Pfeil; stehend, 3.v.l.) angehoerte. Die weiteren Spieler auf dem Bild: (stehend; l.n.r.) Karl Zischek, Fritz Gschweidl, Roman Schramseis, Rudi Hiden, Georg Braun, Karl Gall und Pepi Blum. (Hockend; l.n.r.) Pepi Smistik, Toni Schall und Adolf Vogl.

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Mathias Sindelar (links; gegen den deutschen Verteidiger Muenzberg ) beim Spiel 'Ostmark' : Deutsches Reich.

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Wien - Matthias Sindelar gehört zur österreichischen Fußball-Geschichte wie kaum ein anderer. Wenn die "Alten" den Jungen vorschwärmen, wie großartig einst gekickt wurde, dann wird von vielen immer wieder der Name Sindelar genannt. Der "Papierene", wie man den am 10. Februar 1903 in Kozlau bei Iglau geborenen Sohn eines mährischen Maurers später wegen seiner eher schmächtigen Erscheinung nannte, wurde fast schon zu Lebzeiten zur Legende. Am kommenden Montag wäre Matthias Sindelar 100 Jahre alt geworden.

"Er spielte Fußball wie kein Zweiter..."

Die Familie Sindelar zog nach Wien-Favoriten, wo der Bub auf der Steinmetzwies'n das Fußballspielen erlernte. Über die Hertha kam er 1924 zu den Amateuren, der späteren Austria, der er bis 1939 angehörte und für die er viele großartige Spiele bestritt. Seine glänzende Technik, Körpertäuschungen und Übersicht beschrieb einer seiner vielen Bewunderer, Friedrich Torberg, mit den Sätzen: "Er spielte Fußball wie kein Zweiter, er stak voll Witz und Phantasie. Er spielte lässig, leicht und heiter, er spielte stets, er kämpfte nie."

Ein Mittelstürmer mit Abschluss-Stärke

43 Mal trug Sindelar den österreichischen Teamdress, beim 2:1 1926 in Prag gegen die Tschechoslowakei debütierte er und steuerte ebenso ein Tor bei wie in seinem letzten Länderspiel beim 4:3 1937 in Wien gegen die Schweiz. Mit insgesamt 27 Toren demonstrierte der Mittelstürmer auch seine Abschluss-Stärke.

Ein sicherer Platz in der Fußballgeschichte

Die Leistungen von "Motzl", wie er einst im Spitznamen verrückten Wien genannt wurde, sind auch in der vom internationalen Verband für Fußball-Geschichte und Statistik (IFFHS) durchgeführten Wahl zum "Welt-Fußballer des Jahrhunderts" berücksichtigt worden. Er landete auf Platz 22, hinter dem Engländer Sir Stanley Matthews (11.) und dem Italiener Giuseppe Meazza (21.) und damit als drittbester Spieler unter den bereits vor und während des Zweiten Weltkriegs Aktiven. In einer Europa-Rangliste ist Sindelar die Nummer 13. Und dass Sindelar auch der anlässlich 90 Jahre Austria gekürten violetten Jahrhundert-Mannschaft angehört, versteht sich wohl von selbst.

Mitglied des Wunderteams

Natürlich war er auch ein wichtiges Mitglied des "Wunderteams", das am 16. Mai 1931 mit dem 5:0 auf der Hohen Warte gegen Schottland aus der Taufe gehoben und am 12. Februar 1933 mit dem 4:0 in Paris gegen Frankreich wieder begraben wurde. Nach zwölf Siegen, zwei Remis und nur der unglücklichen 3:4-Niederlage in London gegen England (Torverhältnis 62:18), wobei Sindelar nur zwei der 15 Spiele versäumt hatte.

Mysteriöser Tod

Am 23. Jänner 1939 wurden der damals knapp 36-Jährige und seine Freundin in deren Wohnung in der Wiener Annagasse tot aufgefunden. "Kohlenoxydvergiftung infolge eines schadhaften Ofens" war im Polizeibericht zu lesen. 15.000 begleiteten den Fußballstar auf seinem letzten Weg zum Grab auf dem Zentralfriedhof. "Das Tor, durch das er dann geschritten, lag stumm und dunkel ganz und gar. Er war ein Kind aus Favoriten und hieß Matthias Sindelar", dichtete Torberg.(APA)

  • Friedrich Torberg, "Auf den Tod eines Fußballspielers":

    Er war ein Kind aus Favoriten
    und hieß Matthias Sindelar.
    Er stand auf grünem Platz inmitten,
    weil er ein Mittelstürmer war

    Er spielte Fußball, und er wußte
    vom Leben außerdem nicht viel.
    Er lebte, weil er leben mußte
    vom Fußballspiel fürs Fußballspiel.

    Er spielte Fußball wie kein zweiter,
    er stak voll Witz und Phantasie.
    Er spielte lässig, leicht und heiter,
    er spielte stets, er kämpfte nie.

    Er warf den blonden Schopf zur Seite,
    ließ seinen Herrgott gütig sein,
    und stürmte durch die grüne Weite
    und manchmal bis ins Tor hinein.

    Es jubelte die Hohe Warte,
    der Prater und das Stadion,
    wenn er den Gegner lächelnd narrte
    und zog ihm flinken Laufs davon.

    Bis eines Tages ein andrer Gegner
    ihm jählings in die Quere trat,
    ein fremd und furchtbar überlegener,
    vor dem's nicht Regel gab noch Rat.

    Von einem einzigen harten Tritte
    fand sich der Spieler Sindelar
    verstoßen aus des Planes Mitte
    weil das die neue Ordnung war.

    Ein Weilchen stand er noch daneben,
    bevor er abging und nachhaus.
    Im Fußballspiel, ganz wie im Leben,
    war's mit der Wiener Schule aus.

    Er war gewohnt zu kombinieren,
    und kombinierte manchen Tag.
    Sein Überblick ließ ihn erspüren,
    daß seine Chance im Gashahn lag.

    Das Tor, durch das er dann geschritten,
    lag stumm und dunkel ganz und gar.
    Er war ein Kind aus Favoriten
    und hieß Mattihas Sindelar.