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Hermann Maier fliegt an den Fotografen vorbei.

Foto. APA/EPA/Jansen

St. Moritz - Am Samstag (12:30 Uhr) geht es in St. Moritz um das wichtigste WM-Gold für die rot-weiß-rote Ski-Nation. Platz eins in der Herren-Abfahrt zählt in Österreich mehr als in jeder anderen Disziplin, die "Mission Gold" zu erfüllen, hat das aus den Hochkarätern Hannes Trinkl, Stephan Eberharter, Hermann Maier, Fritz Strobl und Michael Walchhofer gebildete ÖSV-Quintett. Favorit Nummer eins ist Super-G-Weltmeister Eberharter, der vor Selbstvertrauen strotzt und endgültig zum "König von St. Moritz" werden könnte. Denn Eberharter hat bisher im Nobelort eine fast unglaubliche Bilanz vorzuweisen - sechs Rennen, sechs Siege.

Gold als erklärtes Ziel

Wie heiß das Thema Abfahrt in Österreich ist, hat man zuletzt durch die hohen Wellen der Aufstellungs-Entscheidung erlebt. Das weiß auch Herren-Chef Toni Giger. "Gold ist unser erklärtes Ziel. Alles andere wäre nach den bisherigen Saison-Ergebnissen untertrieben. Und an Abfahrts-Gold hängt eine Menge Prestige", erklärte der Salzburger, der auf den 18. österreichischen Abfahrts-WM-Titel und vor allem faire Verhältnisse hofft. "Wir sind hier den Witterungsbedingungen mehr als irgendwo anders ausgeliefert - von Gegen- bis Rückenwind bis zu schlechter Sicht ist alles möglich", weiß Giger aus den Trainings-Erfahrungen auf der "Corviglia", an deren Rand ein einziger Baum zu finden ist.

Eberharters Beziehung zu St. Moritz

Die blendend funktionierende Zweier-Beziehung zwischen St. Moritz und Eberharter hat in der Europacup-Saison 1996/1997 begonnen, wo der Zillertaler zwei Abfahrten und einen Super G für sich entschied. Die Erfolgsgeschichte im Engadin ging fünf Jahre später so weiter, wie sie aufgehört hatte - mit Siegen. Allerdings diesmal im Weltcup, denn Eberharter siegte in der Saison 2001/2002 in St. Moritz in Abfahrt und Riesentorlauf. Das bisherige i-Tüpfelchen dieser Bilanz bildet schließlich der Super-G-Triumph am vergangenen Sonntag.

Eberharter ohne Druck

"Diese Strecke liegt mir einfach", möchte sich Eberharter auf keine genauen Analysen einlassen, obwohl die Erklärung der Vorliebe für die "Corviglia" ganz einfach ist. Der spezielle Schnee in St. Moritz kommt gefühlvollen Fahrern ganz besonders entgegen, nicht umsonst haben also Experten wie Franz Klammer oder Maria Walliser den Weltcup-Leader ganz oben auf der Rechnung. Ebenfalls für die den Tiroler spricht die Tatsache, dass Eberharter nach dem Super-G-Gold noch entspannter ist: "Ich stehe auf keinen Fall unter Druck, muss niemandem mehr etwas beweisen."

Maiers Chance zur Revanche

Zur Revanche für den Super-G wird Hermann Maier blasen, der am Mittwoch seinen Fixplatz zugesprochen bekommen hat und diesen neuerlich rechtfertigt. "Ich habe in allen Rennen, die ich bisher bestritten habe, meine aufsteigende Form bewiesen", erklärte Maier, der für den Renntag schnelle und selektive Verhältnisse voraussagt: "Da werden einige überrascht sein, wie schnell es dahin geht und wie weit die Sprünge gehen."

Trinkl erwartet Materialschlacht

Auf eine Materialschlacht stellt sich Titelverteidiger Hannes Trinkl ein. "Wir haben Tag und Nacht Material getestet, denn das wird auf diesem Schnee besonders wichtig sein", berichtete der Routinier, der sich als Sieger von St. Anton als einziger ÖSV-Fahrer in aller Ruhe auf das Großereignis hat vorbereiten können. Bis zuletzt zittern hatte Olympiasieger Fritz Strobl müssen, der nun aber Zuversicht verbreitet. "Die Strecke liegt mir und ich fühl' mich bestens in Form", meinte der Kärntner, der im Vorjahr in St. Moritz Abfahrts-Zweiter war.

Gute Wettervorhersage

Für den Renn-Samstag ist nämlich trotz einiger Wolkenfelder überwiegend Sonne angesagt. "Das hätten wir uns auch verdient nach dieser Woche", hofft Eberharter auf den Lohn für einige Tage mit kalten Füßen.

30.000 Fans werden erwartet

Die Stimmung in St. Moritz sollte auf jeden Fall am Samstag zum ersten Mal so richtig zum Kochen kommen. Denn die Schweizer, die mit Bruno Kernen, Franco Cavegn, Didier Cuche und Ambrosi Hoffmann am Start sind, hoffen auf die erste Medaille, und für die "Königsdisziplin" werden im Zielraum und entlang der Strecke insgesamt 30.000 Fans erwartet.

Weiter Favoritenkreis

Aber nicht nur die Österreicher und Schweizer sind heiß auf den Titel des WM-Königs von St. Moritz. Bode Miller zählt als bisher einziger zweifacher Medaillen-Gewinner ebenso zum breiten Favoritenkreis wie sein Teamkollege Daron Rahlves (u.a. Kitzbühel-Sieger), die beiden wieder rechtzeitig zu Großereignis-Form aufgelaufenen Norweger Lasse Kjus und Kjetil-Andre Aamodt sowie der Franzose Antoine Deneriaz.(APA)