Wien - Frauen fahren meist kleinere Autos, denn frau muss bei Autokauf mehr auf den Preis schauen als mann. Sie sind vorwiegend in der Gruppe der gezielten NutzerInnen und zweckorientierten WenigfahrerInnen zu finden - weniger in der Gruppe der "SelbstdarstellerIn". Ihre Beziehung zum Fahrzeug ist mehr rational als emotional, was sich auch in der geringeren Zeit für die Autopflege ausdrückt. Viele sind keine großen Technikerinnen, wenn es ums Auto geht. Manche wissen nicht, ob ihr Fahrzeug ABS oder ESP hat und wieviele Kilowatt 100 PS sind.
"Gesunde" Portion Vorsicht
Aber wenn es um die Sicherheit beim Fahren geht, haben sie nach Expertinnen-Meinung oft die Nase vorne: "Männer können sich viel von Frauen abschauen", meint ÖAMTC-Verkehrspsychologin Dora Donosa. Nur beim Handy-Telefonieren ohne Freisprech-Einrichtung während der Fahrt nicht.
Ansonsten seien Frauen am Steuer aber generell sicherheitsbewusster unterwegs und weniger risikofreudig als Männer: Sie erleben - sicher auch aufgrund der geringeren Kilometerleistung - weniger Ärger im Straßenverkehr. "Das liegt auch daran, dass sie ihre Umwelt zum Teil anders wahrnehmen als Männer. Sie machen sich tendenziell mehr Sorgen im Straßenverkehr und schätzen bestimmte Verkehrssituationen gefährlicher ein als die Herren der Schöpfung", so Donosa. Eine "gesunde" Portion Vorsicht sei auch ein Schutzfaktor im Straßenverkehr, der vielen Männern manchmal fehle.
Seltener Alkohol am Steuer, langsamer unterwegs
Was auch die aktuellen Zahlen des Verkehrsclubs Österreich belegen, der die Unfälle
der Jahre 2000 bis einschließlich 2007 analysiert hat: 76 Prozent der
Verkehrstoten sind demnach männlich. Frauen fahren
langsamer, defensiver und sind seltener angetrunken. Wären Männer so auf Sicherheit bedacht wie Frauen, gebe es laut dem
VCÖ um 50 Prozent weniger Todesopfer.
"Überhöhte Geschwindigkeit und Alkohol am Steuer sind überwiegend Männersache", zeigt sich auch die ÖAMTC-Verkehrspsychologin überzeugt: Auf 100 alkoholisierte Unfalllenker kamen im Vorjahr 88 Männer und 12 Frauen.
Unterschiede auch bei Umweltfreundlichkeit
Deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es aber nicht nur bei Pkw, sondern auch bei einspurigen Fahrzeugen: 70 Prozent der seit 2000 tödlich verunglückten RadfahrerInnen waren männlich, bei Motorrädern lag der Anteil der weiblichen Todesopfer nur bei vier Prozent.
Punkto Umweltfreundlichkeit erzielten Männer laut der Untersuchung ebenfalls ein schlechteres Ergebnis: Sie legen nur ein Drittel ihrer Wege ohne Auto zurück, Frauen verzichten bei rund der Hälfte auf das Fahrzeug, gehen mehr zu Fuß und nutzen Öffis.
Gender-Budgeting eine Idee
Wegen der Unterschiede fordert der VCÖ ein Gender-Budgeting für den Verkehrsbereich. Starke Indizien sprächen dafür, dass Frauen derzeit weniger profitieren, mehr Investitionen in den Öffentlichen Verkehr und eine fußgängerInnenfreundlichere Verkehrsplanung sollten daher ein höheren Stellenwert erhalten. (APA/red)