Die Zeiten ändern sich, und gleichsam die Lebensgewohnheiten und -umstände. Werden heute Songs im MP-3-Format per Mausklick auf den Rechner geladen, so musste der Wiener Musik-Aficinado der Jahrhundertwende die eigene Muskelkraft für sein musikalisches Divertimento bemühen und Kompositionen manuell auf dem Symphonium "abkurbeln".

Diese und andere Raritäten des Wiener Fin de Siècle sind im Österreichischen Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum zu bestaunen. Durch detailreich gestaltete Zimmerensembles wird der Besucher mit Lebensumständen der mittlerweile vorletzten Jahrhundertwende konfrontiert. "Wir wollen nicht einfach nur Ausstellungsstücke präsentieren, sondern einen Eindruck vom Lebensgefühls verschiedener Jahrzehnte vermitteln," erklärt Gerhard Halusa, Mitarbeiter der 1922 gegründeten Institution.

Deshalb wird man auch erklärende Beschriftungen, Zeittafeln oder informierende Etiketten vergeblich suchen. Ob am Wirtschaftslehrpfad, der einen interessanten Einblick in die ökonomische Situation Österreichs gewährt, oder in der Mega-Byte-Ecke, die sich der digitalen Wissensvermittlung verschrieben hat: Das Gespräch mit Besuchern wird gesucht.

Abgerundet wird das vielfältige Programm schließlich durch die Galerie der Sammler, eine Ausstellungsplattform für private Sammlungen. Zurzeit wird Wissenswertes "Aus dem Leben der Fledermäuse" gezeigt. Nach Besichtigung des reichhaltigen Angebots bleibt ein Eindruck, der wohl am besten in den Worten des Gründers selbst Ausdruck findet und gleichsam auch das Motto des Hauses darstellt. Otto Neurath: "Mithilfe der Vergangenheit die Gegenwart erklären, sodass man sich ein eigenes Bild der Zukunft machen kann." (DER STANDARD, Printausgabe, 8./9.2.2003)