München - Der deutsche Außenminister Joschka Fischer hat sich erneut gegen die US-Position gewandt, zur Entwaffnung des Irak notfalls einen Krieg zu führen. Bei der Münchner Sicherheitskonferenz sagte Fischer am Samstag an US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld gewandt, die internationale Gemeinschaft sei mit ihren Aufgaben in Afghanistan und mit der Zerschlagung der Terrorgruppe El Kaida noch lange nicht fertig: "Deswegen ist die erste kritische Frage, die ich stelle, warum diese Prioritätensetzung jetzt? Das leuchtet mir immer noch nicht ein."

Weiter zählte Fischer die Vorwürfe gegen den irakischen Präsidenten Saddam Hussein auf und fragte rhetorisch: "Rechtfertigt das jetzt diese Prioritätensetzung?" Erneut wies Fischer auf die Risiken eines Irak-Kriegs für die Stabilität im Nahen Osten und den Kampf gegen Terrorismus hin. Stärke allein werde für diese Probleme keine Lösung bringen, sagte Fischer weiter. In der Analyse der weltweiten Bedrohung durch den internationalen Terrorismus sieht der deutsche Außenminister Deutschland und die USA nicht weit auseinander. Deutschland teile auch die Wut, die Sorge und die Trauer nach dem Angriff auf die USA am 11. September 2001, sagte er.

Zuvor hatte Rumsfeld die internationale Gemeinschaft erneut scharf aufgefordert, den militärischen Druck auf Irak zu unterstützen, um auf diese Weise einen Krieg vermeiden zu können. In der Irak-Frage bestehen nach seinen Worten Meinungsverschiedenheiten nicht zwischen dem deutschen und amerikanischen Volk, sondern nur zwischen den Regierungen. Aber diese Differenzen zwischen den Regierungen Deutschland und der USA schienen ihm sogar geringer als die Differenzen innerhalb Europas, sagte Rumsfeld. (APA/Reuters/dpa)