In der neuen Siedlung sollen junge und ältere Frauen zusammenleben.
Bild: Frauenwohnprojekt

Wien - Selbstverständlich, sagt Sabine Pollak, seien auch Männer in der neuen Siedlung im 22. Bezirk willkommen. Allerdings nur als Besucher oder Mitbewohner. Mietverträge vergibt man nämlich ausschließlich an Frauen. Vor fünf Jahren hat die Architektin das Frauenwohnprojekt [ro*sa] initiiert, ab Mai wird die geförderte Siedlung mit 41 Wohneinheiten in der Anton-Sattler-Gasse Ecke Doningasse gebaut.

Wien lässt sich frauengerechtes Bauen kosten

[ro*sa] ist die dritte von der Stadt Wien geförderte Siedlung, die auf weibliche Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die erste "Frauen-Werk-Stadt" wurde 1997 in der Donaufelder Straße in Floridsdorf fertiggestellt, sieben Jahre später folgte der zweite Streich in Sachen geschlechtssensiblem Wohnbau: Die "Frauen-Werk-Stadt II" im 10 Bezirk. Die Kosten für die beiden Projekte beliefen sich auf 50 Millionen Euro, rund die Hälfte des Betrages steuerte die Stadt bei.

Wien lässt sich frauengerechtes Bauen also einiges kosten. Aber wohnt der weibliche Teil der Stadtbevölkerung wirklich anders als der männliche, und was sollen solche Projekte bringen? Frauenstadträtin Sandra Frauenberger (SPÖ) streicht einerseits die "kurzen Wege" heraus: Kindergärten, Arztpraxen und der Anschluss an das öffentliche Verkehrsnetz in unmittelbarer Nähe seien für berufstätige Mütter und Alleinerzieherinnen besonders wichtig. Andererseits gehe es um die "intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Sicherheit durch helle und gut einsehbare Gestaltung der Projekte."

Mit den Frauen-Werk-Städten sei zudem die ungleiche Vergabe von Planungsaufträgen für Wohnbauten thematisiert worden, mittlerweile seien mehr Architektinnen in diesem Bereich vertreten.

Flexible Wohneinheiten

Sabine Pollak freut sich jedenfalls darüber, dass ihre - gemeinsam mit den künftigen Bewohnerinnen entwickelte - Vorstellung einer perfekten Frauen-Stadt verwirklicht wird. Die Gefahr, dass frauengerechtes Wohnen auf die Erreichbarkeit von Kinderbetreuungsstätten und gut ausgeleuchtete Tiefgaragen reduziert werden könnte, sieht die Architektin nicht. "Bei unserem Projekt geht es um viel mehr. Die verschiedenen Wohnungstypen sind an die verschiedenen Lebensformen und -phasen anpassbar."

In der neuen Siedlung - Bauträger ist die Wohnbauvereinigung für Privatangestellte - sollen junge und ältere Frauen zusammenleben. "Unter Frauen ist die Bereitschaft höher, bei Gemeinschaftsprojekten mitzumachen", sagt Pollak. "Außerdem machen sich Frauen mehr Gedanken darüber, wo sie alt werden wollen." (Martina Stemmer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.4. 2008)