Die 1963 in Istanbul geborene Seyran Ates stellt ihr vielzitiertes Buch "Der Multikulti-Irrtum" vor.
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Ein rotes Tuch ist Seyran Ates für die Grauen Wölfe. Die ließen Waffen sprechen, um klarzustellen, wie ungehörig das Engagement der Juristin sei, die 1969 als Kind von "Gastarbeitern" nach Berlin kam und sich früh und konsequent vom traditionalistischen Umfeld emanzipierte.

Mit ihrer Arbeit für die Menschenrechte von Frauen und Mädchen in muslimischen Familien hat Ates sich in Gefahr gebracht - und ins Gespräch. Vorbehalte treffen die Anwältin und Buchautorin auch aus der Linken, wo man unterstellt, Ates' Kritik befördere Islamophobie. Umgekehrt wirft die Verfasserin von "Der Multikulti- Irrtum" (2007) den Liberalen vor, beim Thema Integration naiv oder borniert zu sein.

Zwangsverheiratungen, Ehrenmorde, häusliche Gewalt

Die von Beliebtheitswerten Ungerührte versteht ihre Analysen als konstruktiven Beitrag zum gelingenden Zusammenleben. Am Donnerstag präsentiert die Autorin, die 2003 ihre eigene "Geschichte einer deutschen Türkin" unter dem Titel Große Reise ins Feuer veröffentlichte, ihr vielzitiertes Buch "Der Multikulti-Irrtum". Sie berichtet von ihrer Arbeit gegen Zwangsverheiratungen, Ehrenmorde, häusliche Gewalt und stellt ihre sozial- und migrationspolitischen Thesen zur Diskussion.

Als Moderator beteiligt sich Kurt Greussing. Der Iranist und Politologe publizierte auch zum politischen Islamismus; jüngst bemühte er sich um die Versachlichung der ideologisch überschatteten "Minarettdebatte". (pen/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.5. 2008)