Salzburger Frauen rufen in den Toskanatrakt der Universität - zur FrauenFrühlingsUni 2008 von 22. bis 25. Mai.
Foto: Markus Peherstorfer

Salzburg - Wo sonst angehende JuristInnen in Sakko oder Hosenanzug verkehren, soll von Donnerstag, den 22., bis Sonntag, den 25. Mai ein bunter Freiraum für "Frauen eines sehr breiten Altersspektrums, von 14 bis 123" entstehen - ob universitär vorgebildet oder nicht. Die Juridische Fakultät der Uni Salzburg, untergebracht im altehrwürdigen Toskanatrakt, wird an diesen vier Tagen zum Schauplatz der FrauenFrühlingsUniversität 2008.

Malen und Public Sex

Die Teilnehmerinnen erwartet "eine Bandbreite von Basisworkshops und sehr spezialisierten Veranstaltungen", sagt Mitorganisatorin Christina Pürgy. Von einem Malworkshop bis zu "Public Sex als queer-feministische Aneignungsstrategie heteronormativer Räume und Strukturen" reichen die Angebote. Dazu kommen ein Stadtspaziergang, ein Märchenabend, ein Filmabend und ein Frauenfest (Samstag, 19:30 Uhr im Jazzit, Elisabethstraße 11) sowie ein ständig besetzter "Fem-Jahrmarkt" zur Vernetzung. Auch der öffentliche Raum soll erobert werden - in welcher Form, ist aber noch offen.

Drei Schwerpunkte

Das Programm der etwa 35 Workshops kreist um drei inhaltliche Schwerpunkte: "Frau und Arbeit" - "Interkulturelle Kompetenz" - "Frau, Macht und Struktur". Gerade "Frau und Arbeit" biete immer noch jede Menge Diskussionsstoff, sagt Pürgy: "Die Literatur und Forschung stellt fest, dass die, die brav und fleißig ihre Arbeit tun, nicht immer die sind, die dann auch zu befriedigenden Ergebnissen kommen." Größtes Problem sei nach wie vor, dass fast alle Pflege-, Familien- und Gemeinwesenarbeiten an Frauen hängen blieben.

"Frau und Arbeit"

Auch die "Gläserne Decke" sei vielerorts nach wie vor nicht durchbrochen, kritisiert Pürgy. Zwar gebe es in vielen Einrichtungen Frauenreferate - "da ist der Form Genüge getan" -, das heiße aber noch nicht, dass diese Stellen mit Geld oder Macht ausgestattet seien. Auch stereotype berufliche Rollenbilder, prekäre Arbeitsverhältnisse oder die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern sollen diskutiert werden.

"Interkulturelle Kompetenz"

Als zweite große inhaltliche Achse ist "Interkulturelle Kompetenz" geplant. Frauen aus unterschiedlichen Kulturen sollen sich untereinander vernetzen und Hürden für Ausländerinnen aufgezeigt werden. Pürgy nennt ein Beispiel aus dem Uni-Leben: "Allein Nostrifizierungen der Qualifikationen von Frauen, die ohne Weiteres hier Lehrveranstaltungsleiterinnen oder Professorinnen sein könnten, scheitern an diesem ewig langen formalen Prozess."

"Frau, Macht und Struktur"

Schließlich soll es in Salzburg um das klassische Thema "Frau, Macht und Struktur" gehen, etwa um den Wohlfahrtsstaat als "das markanteste Beispiel für den Ausdruck männlicher Struktur", wie es auf der Website der Veranstalterinnen heißt: Unser Sozialsystem baue schließlich "auf die zweigeschlechtliche Trennung und Hierarchisierung von öffentlich und privat, produktiver bezahlter und reproduktiver unbezahlter Arbeit".

Offen und flexibel

Abseits der drei Achsen soll auch Raum für "Dauerbrenner" sein, vom klassischen Familienbild bis zur Abtreibungsdebatte. Das Workshopprogramm ist flexibel, neue Referentinnen seien jederzeit willkommen, sagt Projektleiterin Sabaha Sinanović: "Die Inhalte kommen explizit von allen und von der Basis und nicht von einer Organisationselite." Teilnehmerinnen können sich unter www.frauenuni.net jederzeit anmelden - das ist zwar erwünscht, aber nicht verpflichtend, genauso wie auch eine Teilnahmegebühr nur nach dem Prinzip "pay as you wish" als freiwillige Spende vorgesehen ist.

Inspiration aus den Siebzigern

Die FrauenFrühlingsUniversität 2008 in Salzburg, wie auch schon jene von 2007 in Wien, knüpft an die Tradition der Frauensommeruniversitäten an, die im deutschsprachigen Raum ab den Siebzigerjahren stattfanden. An der letzten österreichischen Frauensommeruniversität 1990 in Wien nahmen etwa 600 Frauen teil. 2007 waren es etwa 300 - eine Zahl, die sich auch die Salzburger Organisatorinnen wünschen. (Markus Peherstorfer, dieStandard.at, 19.5.2008)