Sulaimaniya - Die Gewalt gegen Frauen im kurdisch verwalteten Norden des Irak ist nach Angaben von örtlichen Gesundheitseinrichtungen seit Anfang Mai Besorgnis erregend angestiegen. Allein in den ersten zehn Tagen des Monats Mai gab es 14 Todesfälle unter Frauen, hieß es am Samstag in Sulaimaniya, der zweitgrößten Stadt im Nordosten der Region. Sieben der Toten hätten sich das Leben genommen, die übrigen seien unter ungeklärten Umständen gestorben, wahrscheinlich als Folge sogenannter "Ehrenmorde", so ein Arzt, der nicht namentlich genannt werden wollte.

50 Selbstverbrennungen seit Jahresbeginn

Im gleichen Zeitraum hätten elf Frauen Selbstmordversuche unternommen, indem sie sich selbst anzündeten. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums der autonomen kurdischen Region Nordirak gab es zwischen Jänner und April mehr als 50 solcher Selbstverbrennungsversuche unter Frauen allein im Gebiet von Sulaimaniya. Ebenfalls dort versuchten im gleichen Zeitraum acht Frauen, sich zu erhängen.

Studien und Untersuchungen zu Selbsttötungen von Frauen in Krisengebieten sind äußerst rar. 2006 präsentierte die NGO "medica mondiale" eine Studie zur Problematik der Selbstverbrennungen in der afghanischen Provinz Herat (dieStandard.at berichtete). Ihre Befragung von etwa 100 Überlebenden und Angehörigen ergab, dass die Selbstverbrennung von Frauen vorrangig verwendet wird, weil sie keinen Zugang zu anderen Suizid-Methoden (wie zum Beispiel Tabletten) haben. Viele gaben an, sie wollten durch den Suizid aus Gewaltsituationen flüchten. Dazu gehörte Zwangsverheiratung, Vergewaltigung, häusliche Gewalt oder auch Schikanen durch die Familie des Ehemanns usw. (APA/red)